Kleiner Götze belegt Verwundbarkeit der Bayern

München – Die Bayern sind verwundbar – und den Beweis trat ausgerechnet ein Fußballer namens Götze an. Es war aber nicht der berühmte Mario, der bei Borussia Dortmund gerade im Abseits steht.

Sondern dessen jüngerer Bruder Felix bestrafte mit dem FC Augsburg bei seiner Rückkehr nach München seinen Ex-Club beim 1:1 (0:0) am Dienstagabend für eine ungenügende Effektivität vorm Tor und einen seltenen Fehler von Manuel Neuer. Der Nationaltorhüter begünstigte das kleine Fußball-Märchen des 20-jährigen Felix Götze, der bei seinem zweiten Kurzeinsatz in der Bundesliga in der 87. Minute mit der Brust den Ausgleich für den mutig agierenden FCA erzielte.

Die «immense Freude» über seinen ersten Bundesliga-Treffer ließ der kleine Götze mit dem für ihn typischen hochroten Kopf auf dem Platz nur verhalten heraus. Und zwar aus Respekt vor dem FC Bayern, bei dem er bis zum ablösefreiem Wechsel nach Augsburg in diesem Sommer vier Jahre als Azubi tätig war. «Es war schon ein kleines Dilemma. Beim ersten Tor will man ja eigentlich komplett ausrasten und sich riesig freuen. Aber ich habe dem Verein sehr viel zu verdanken», begründete Götze seinen dosierten Torjubel. Der Youngster sprach später von «einem Traum», der in Erfüllung ging und frohlockte: «So Geschichten schreibt der Fußball. Ich könnte nicht glücklicher sein.»

Auf seinem Handy lief auch prompt ein Glückwunsch seines Bruders Mario ein, der ein wichtiger Ansprechpartner für ihn ist. FCA-Coach Manuel Baum umarmte seinen strahlenden Joker auf dem Platz, auch die früheren Bayern-Kollegen waren ihm persönlich überhaupt nicht böse. «Felix hat ein bisschen entschuldigend geschaut. Aber das muss er nicht. Er hat seinen Job gemacht», äußerte Thomas Müller.

Die Bayern klagten sich für die ersten verlorenen Saison-Punkte lieber selbst an. «Wenn man in Führung geht in der eigenen Arena, muss man das über die Bühne bringen», rügte 1:0-Schütze Arjen Robben. Er vermisste bei seinen Teamkollegen ausnahmsweise «den letzten Tick Konzentriertheit», die notwendige «Geilheit vor dem Tor», kurzum den Willen, «das Spiel eiskalt zu entscheiden».

Viel wurde hinterher über die Rotation von Trainer Niko Kovac diskutiert, die erstmals an Grenzen stieß. Die Aufstellung von Leon Goretzka als linker Verteidiger war keine gute Idee. Und Sandro Wagner war mangels Treffsicherheit kein adäquater Ersatz für den geschonten Robert Lewandowski. Für Kovac aber war der Hauptgrund, «dass wir nicht so gespielt haben wie die letzten paarmal».

Neuer fehlte die «Coolness» beim Torschuss. Seinen eigenen Fehler begründete er damit, dass er «in dem Moment, wo ich den Ball beim Rückwärtslaufen in die Hände bekomme, vom eigenen Mann einen Schlag gegen die Hüfte bekomme. Ich konnte den Ball nicht festhalten. Man sieht dann immer schlecht aus als Torwart», sagte der 32-Jährige.

Super sah dagegen sein Gegenüber aus. Andreas Luthe beendete das Torwartproblem des FCA. Baum ersetzte den zuletzt mehrfach patzenden Fabian Giefer durch den rechtzeitig fit gewordenen Luthe, der herausragend hielt. Auf Eigenlob verzichtete der 31-Jährige aber. «Das mache ich ungerne. Ich habe meinen kleinen Teil beigetragen.»

Baum ordnete Luthes fehlerfreien Auftritt richtig ein und ernannte den Routinier vorerst zur neuen Nummer 1 des FCA. «Er bleibt jetzt erst mal im Tor. Er hat seine Chance genauso verdient wie Fabian Giefer am Anfang der Saison», begründete der Augsburger Coach.

Die Gäste verdienten sich den Derby-Punkt mit einem couragierten Auftritt und einer laufintensiven Mann-gegen-Mann-Taktik über den gesamten Platz. «Die anderen Gegner sind nicht so aufgetreten wie Augsburg – Kompliment», sagte Robben. Die ersten eingebüßten Punkte beunruhigten allerdings niemanden beim Tabellenführer. «Es ist nichts Schlimmes passiert», urteilte Neuer. «Das darf uns nicht aus der Bahn werfen», bemerkte auch Müller. Schon am Freitagabend geht es in Berlin weiter. «Jetzt müssen wir gegen eine starke Hertha versuchen, dort die drei Punkte zu stehlen», verkündete Kapitän Neuer.


(dpa)

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