Hannover – Hannover 96 rutscht in der Fußball-Bundesliga immer weiter in die Krise. Der Tabellen-16. verlor am Dienstagabend auch gegen 1899 Hoffenheim mit 1:3 (0:1) und wartet nun nach fünf Spieltagen immer noch auf den ersten Saisonsieg.
20 Minuten lang überzeugte 96 vor 33.500 Zuschauern, danach lief nichts mehr zusammen. Das nutzte der Champions-League-Teilnehmer aus Baden zu drei Toren durch Joshua Brenet (20.), Pavel Kaderabek (49.) und Ishak Belfodil (90.+4). Hannover kam durch einen Foulelfmeter von Niclas Füllkrug nur auf das zwischenzeitliche 1:2 (55.) heran.
Zu mehr reichte es auch nicht, weil der Kopfball des 96-Torjägers in der 77. Minute nur den Pfosten traf und sein Treffer in der 78. Minute wegen Abseits nicht gegeben wurde. «Es reicht halt nicht, eine Halbzeit gut zu spielen», sagte der einzige 96-Torschütze. In der Nachspielzeit machte dann der Neuzugang von Werder Bremen alles klar für die Hoffenheimer. «Wenn man drei Tore zu Hause kriegt, ist das natürlich nicht gut», sagte Hannover-Manager Horst Heldt im TV-Sender Sky, betonte aber auch: «Die Mannschaft hat heute alles gegeben und alles versucht gegen ein Team, das in der Champions League spielt.»
Hoffenheims Trainer Julian Nagelsmann reagierte auf die große Belastung in drei Wettbewerben, indem er gleich die halbe Startformation austauschte. Stammtorwart Oliver Baumann und Nationalspieler Nico Schulz standen nicht einmal im Kader, sie wurden geschont. Dafür kam Ersatzkeeper Gregor Kobel zu seinem ersten Bundesliga-Einsatz und Torschütze Brenet zu einer Bewährungschance. Der Niederländer hatte vor einer Woche im Champions-League-Spiel gegen Donezk noch aus disziplinarischen Gründen gefehlt.
Hannover begann deutlich mutiger und entschlossener als noch bei der 0:2-Pleite in Nürnberg. Die Mannschaft von André Breitenreiter spielte in den ersten 20 Minuten so beherzt nach vorn, dass einige Zuschauer sogar zeitweise ihren Stimmungsboykott vergaßen.
Die beste Chance hatte 96 in der 17. Minute. Der frühere Hoffenheimer Pirmin Schwegler setzte sich gekonnt im Strafraum durch und passte den Ball auf Ihlas Bebou vor dem Tor. Doch dessen Schuss wurde durch eine spektakuläre Rettungsaktion von Ermin Bicakcic noch abgewehrt.
Nur drei Minuten später stand es 0:1. Das Tor fiel zu diesem Zeitpunkt zwar überraschend, brachte Hannover aber völlig aus dem Konzept. Danach lief bei den Gastgebern nichts mehr zusammen, während Hoffenheim durch den ehemaligen 96er Leonardo Bittencourt (35.) und Brenet (37.) weitere gute Chancen vergab.
Zu Beginn der zweiten Hälfte beendeten die Hannover-Fans ihren Stimmungsboykott mit einer riesigen Choreographie – mussten aber schon bald den nächsten Stimmungsdämpfer hinnehmen. Nur vier Minuten nach dem Wiederanpfiff erhöhte Kaderabek mit einem sehenswerten Schlenzer aus 18 Metern auf 2:0 für die Gäste.
Von Vorentscheidung jedoch konnte keine Rede sein, weil wenig später die Niedersachsen per Foulelfmeter den Anschlusstreffer erzielten. Hoffenheims Kapitän Kevin Vogt hatte Füllkrug am Arm gezogen – und der Gefoulte selbst ließ sich die Chance nicht entgehen. Binnen zwei Minuten hätte der 96-Angreifer sogar das Spiel drehen können, doch erst traf er nur den Pfosten, dann wurde ein Treffer nach Videobeweis wegen Abseits richtigerweise nicht anerkannt. Die Drangphase der Gastgeber in den letzten zehn Minuten kam etwas zu spät – in der Nachspielzeit erhöhte Hoffenheim sogar noch auf 3:1.
(dpa)