Dortmund (dpa) – Ferndiagnosen, Tipps, Aburteilungen: An Mario Götze können sich die Fußballexperten in Deutschland derzeit so richtig schön abarbeiten. In TV-Shows und Kolumnen scheinen alle zu wissen, wie der bei Borussia Dortmund derzeit kaum berücksichtigte WM-Held von 2014 wieder in die Spur kommen kann. Und jeder hat sein ganz eigenes, spezielles Rezept.
INSTAGRAM-PAUSE – Leg‘ doch mal das Handy weg!
Handyverbot! Die schlimmste Strafe für verwöhnte Teenager, die sich mal wieder ein bisschen mehr auf die Schule konzentrieren sollen. Ob das auch bei kriselnden Fußballern hilft? Lothar Matthäus glaubt – ganz im Stile eines Motivationsberaters – fest daran: Götze müsse «vielleicht sogar radikal sein. Dann gibt es eben mal für drei Monate kein Instagram. Dann tausche ich vielleicht meine Berater, privaten Trainer oder sonstige Dinge aus.» Das gefällt dem zu Karriere-Zeiten nicht immer nur auf den Fußball konzentrierten Stefan Effenberg offensichtlich: Götze solle den «Fokus 365 Tage im Jahr voll auf Fußball» legen, riet er bei Eurosport.
KÖRPERSPRACHE – Geh‘ gerade, Junge!
Körpersprache – ein Wort, das Sportexperten lieben. Gerade wenn es mal nicht so gut läuft, konnte der Experte das meist schon vorher an der Körpersprache ablesen. Die Götze-Misere macht da keine Ausnahme. «Aktuell ist die Körpersprache nicht die allerbeste, die Schultern hängen ein wenig und der Blick war schon mal positiver», will Lothar Matthäus beobachtet haben. Und Olaf Thon blickte tief in die Seele des Dortmunders: «Er hat einen traurigen Gesichtsausdruck», sagte er beim Sender Nitro.
VEREINSWECHSEL I – Mal was Neues wagen!
Mal den Ort wechseln, den Arbeitgeber, den Partner – das kann aus manch verfahrener Lebenssituation helfen. Götze, mach was!, rufen ihm daher etliche Ex-Fußballer zu. Aber was? Einen Positionswechsel empfiehlt Thon, der einst vom Spielmacher zum Libero umfunktioniert wurde, bei Sport1: «Für so einen verdienten Mann eine Position zu finden, das hat man bei mir ja auch gemacht, wieso soll das bei ihm nicht auch gehen?» Okay, könnte auch in die Hose gehen, schränkte Thon bei Nitro ein: «Ob er das kann, ob er da auch die Fertigkeiten in der Defensive hat, habe ich zwar meine Zweifel, aber es wäre einen Versuch wert.»
Warum nicht gleich den Verein wechseln? «Vielleicht täte es ihm gut, im Winter ins Ausland zu gehen, wo er ein bisschen mehr Ruhe hat und seine Karriere wieder auf Vordermann bringen kann», riet Ex-Mitspieler Kevin Großkreutz bei Sky. Er brachte auch gleich den FC Liverpool mit dem gemeinsamen Ex-Trainer Jürgen Klopp ins Spiel.
Doch Hobby-Sportpsychologe Effenberg sieht das anders. «Wenn er den Biss nicht hat, bringt ein Wechsel auch nichts», sagte er. «Er ist so sensibel, dass er sich dreimal überlegen muss, ob er ins Ausland geht.»
VEREINWECHSEL II – Weniger ist manchmal mehr!
Muss es eigentlich immer gleich Champions League sein? Eine Nummer kleiner geht doch auch, meint zumindest Eintracht Frankfurts Sportchef Fredi Bobic. Götze müsse «vielleicht einen Schritt zurück machen, einen kleineren Verein nehmen, um danach wieder zwei Schritte nach vorne zu machen», sagte er bei Sky. Ihm selbst habe der Wechsel von Dortmund nach Hannover ja auch nicht geschadet: «Ich habe es nie bereut, bin wieder zurück in die Nationalmannschaft gekommen.»
Bei Götze bringt das wenig, glaubt Dietmar Hamann: «Er hat seine Leistungsfähigkeit verloren», urteilte der Ex-Nationalspieler knallhart bei Sky. «Du kannst nur nach Bremen oder Frankfurt gehen, wenn du sagen kannst, ich bringe da Leistung und in zwei Jahren bin ich wieder in der Champions League.»
(dpa)