Ende der Fußball-Party? Island nach Debakel geschockt

St. Gallen – Islands Neu-Trainer Erik Hamrén leistete nach der höchsten Länderspielpleite seit 17 Jahren Abbitte bei den entsetzten Anhängern.

«Ich möchte mich zunächst einmal bei unseren Fans entschuldigen. Es war ein peinliches Ergebnis für uns», sagte der Schwede über das 0:6 (0:2) in der Schweiz zum Auftakt der Nations League.

Nach drei äußerst erfolgreichen Jahren herrscht auf der Insel im hohen Norden Europas statt Party-Laune vorerst wieder Fußball-Tristesse. Schon bei ihrer WM-Premiere im Sommer in Russland hatten die Isländer außer einem 1:1 gegen Argentinien keine Spuren hinterlassen, nachdem sie 2016 beim EM-Debüt mit dem Vorstoß ins Viertelfinale noch die Herzen der Fans im Sturm erobert hatten. Der Auftritt in St. Gallen stellte nun den Tiefpunkt in der jüngeren Fußball-Geschichte Islands dar.

«Wir waren einfach nur schwach. Das ist frustrierend», sagte Mittelfeldspieler Gylfi Sigurdsson vom FC Everton. «Wir werden das Spiel analysieren. Aber ich denke, wir werden nichts Positives daraus mitnehmen können. Das war auf lange Sicht eine unserer schlechtesten Leistungen.»

Steven Zuber vom Bundesligisten TSG 1899 Hoffenheim leitete mit dem Schweizer Führungstor in der 13. Minute den Untergang ein. Der Mönchengladbacher Denis Zakaria (23.), der Ex-Münchner Xherdan Shaqiri (53.), der frühere Frankfurter Haris Seferovic (67.), Albian Ajeti (71.) und Admir Mehmedi (82.) vom VfL Wolfsburg besiegelten das Debakel. Eine solche Klatsche hatte es für Island zuletzt am 6. Oktober 2001 in der WM-Qualifikation gegen Dänemark gegeben.

Entsprechend frustriert war Hamrén, der erst vor einem Monat die Nachfolge des in seinen Beruf als Zahnarzt zurückgekehrten Erfolgstrainers Heimir Hallgrimsson angetreten hatte. «Nach dem dritten Gegentor haben wir alles verloren: Organisation, Glaube, einfach alles. Dafür bin ich verantwortlich. Es ist meine Aufgabe, die Spieler dazu zu bringen, dass sie an sich glauben», räumte der Schwede selbstkritisch ein.

Auch die Profis waren geschockt. «Wir alle wissen, dass es schlecht war», sagte Offensivmann Jón Dadi Bödvarsson. «Was die isländische Nationalmannschaft auszeichnet, ist eine gute Organisation, gute Verteidigung und gute Mentalität. Das war heute nicht da.»

Schon an diesem Dienstag droht gegen den WM-Dritten Belgien die nächste Pleite, womit der Abstieg aus der Liga A wohl kaum noch abzuwenden wäre. Sigurdsson forderte seine Kollegen daher auf: «Wir müssen in den Spiegel schauen und uns fragen, was wir besser machen können.»


(dpa)

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