New York – In einem denkwürdigen US-Open-Endspiel hat Naomi Osaka für den ersten japanischen Grand-Slam-Titel der Tennis-Geschichte gesorgt und Serena Williams für einen Eklat.
Beim 6:2, 6:4-Sieg der 20-jährigen Osaka in New York verlor Williams kampflos das Spiel zum 3:5 im zweiten Satz, nachdem sie den Schiedsrichter Carlos Ramos als Dieb bezeichnet hatte.
Der Portugiese verwarnte die 36-Jährige zunächst wegen angeblichen Coachings von der Tribüne. Schon danach verlangte Williams eine Entschuldigung, obwohl Fernsehbilder zeigten, wie ihr französischer Trainer Patrick Mouratoglou Handzeichen gab. «Wir haben keine Signale», behauptete sie auf ihrer Pressekonferenz.
Nach ihrem Aufschlagverlust zum 3:2 im zweiten Satz zertrümmerte sie ihren Schläger und wurde wegen der zweiten Verwarnung mit einem Punktabzug bestraft. Als sie sich beim nächsten Seitenwechsel immer noch nicht beruhigen konnte und Ramos letztendlich als Dieb titulierte, bestrafte er sie mit dem Spielabzug. Nach der Partie gab die langjährige Nummer eins ihm nicht die Hand. Später warf sie Ramos vor, er hätte nie einen Mann mit einem Spielabzug bestraft.
US-Verbandspräsidentin Katrina Adams lobte Serena Williams bei der Siegerehrung dennoch lächelnd als Vorbild. «Keine Buhs mehr», sagte die Verliererin dann selbst zu den knapp 24.000 Zuschauern und hatte Tränen in den Augen. «Ich will nicht mehr schimpfen, sie hat gut gespielt, es ist ihr erster Grand Slam», erklärte sie in Richtung von Osaka. Die seit der Kindheit in den USA lebende Siegerin dankte den Fans gewohnt schüchtern für das Zuschauen. «Es war immer mein Traum, gegen Serena in einem Grand-Slam-Finale zu spielen. Ich bin froh, dass ich das machen konnte», sagte sie nach einer langen Umarmung mit ihrer japanischen Mutter auf der Tribüne. Osakas Vater stammt aus Haiti. Die 20-Jährige erhält für ihren Triumph 3,8 Millionen Dollar
Williams verpasste durch die Niederlage in der 1:19 Stunden langen und oft hochklassigen Partie ihren siebten Erfolg bei den US Open und wie schon zuletzt beim verlorenen Wimbledonfinale gegen Angelique Kerber ihren insgesamt 24. Grand-Slam-Titel. Damit hat die Amerikanerin bei den vier größten Turnieren weiterhin einen Erfolg weniger als Rekordhalterin Margaret Court aus Australien.
Vor den fast 24.000 Fans im Arthur-Ashe-Stadium, dessen Dach wegen Regens geschlossen war, verlief die Partie zunächst ähnlich einseitig wie das erste Duell vor knapp einem halben Jahr in Indian Wells, wo Osaka ihren bislang einzigen Turniersieg feierte. Dort war Williams nach ihrer Schwangerschaft noch nicht wieder in alter Form.
Nach dem klar verlorenen ersten Satz gelang ihr mit dem nun erwachten Kampfgeist in der sehenswerten, schnellen Partie im zweiten Satz endlich das erste Break zum 3:1. Doch prompt verlor Williams ihren eigenen Aufschlag und zertrümmerte ihren Schläger. Als Ramos sie daraufhin erneut verwarnte, brüllte sie ihn an. «Ich betrüge nicht, lieber verliere ich. Sie schulden mir eine Entschuldigung.» Nach dem nächsten Ausfall verhängte er die nächste Strafe. «Sie haben mir einen Punkt gestohlen», schimpfte sie und weinte.
Nach der dritten Verwarnung kam sogar Oberschiedsrichter Brian Earley auf den Platz, es gab Buhrufe. Williams verkürzte auf 4:5, wenig später machte die Weltranglisten-19. Osaka ihren Triumph perfekt, der in dem Tohuwabohu um Serena Williams fast ein wenig unterging.
(dpa)