Biedenkopf – Das Sechskampf-Comeback von Turner Lukas Dauser beginnt mit einem «Riesenschock». Sein Verein KTV Obere Lahn hatte erst vor zwei Tagen den Rückzug aus der Bundesliga bekannt gegeben.
Somit bestreitet der Vize-Europameister von 2017 am Samstag seinen ersten Mehrkampf nach 16-monatiger Verletzungspause unter denkbar schlechten Vorzeichen. Schließlich muss sich der deutsche Mehrkampfmeister nun nach der Saison einen neuen Bundesliga-Verein suchen.
«In den letzten Tagen ist mein Handy heiß gelaufen. Da haben sich gleich mehrere Bundesliga-Vereine gemeldet. Aber ich werde mir die Angebote in aller Ruhe anschauen», sagte Dauser, der am Samstag gegen den SC Cottbus seinen voraussichtlich vorletzten Heimkampf für die KTV in Mittelhessen bestreiten wird. Zum Saisonende geht die Bundesliga-Zeit in der Sporthalle Lahntalschule dann zu Ende.
«Damit hatte ich nicht gerechnet. Das war ein Riesenschock für mich und meine Teamgefährten», sagte der Unterhachinger nach der überraschenden Rückzugs-Ankündigung seines Teams. Wirtschaftliche Gründe hätten für den Schritt so gut wie keine Rolle gespielt, hieß es von den Verantwortlichen. Sie gaben die immensen Belastungen des Bundesliga-Engagements als Grund für den Rückzug an.
Das stimmt auch Fabian Hambüchen traurig. «Ich bin sehr enttäuscht. Vor allem ist es schade, dass dieses Thema so spät kommuniziert wurde. Sonst hätte man über eine Neugründung des Teams in Wetzlar oder eine Fusion mit der Siegerländer KV nachdenken können», sagte der Reck-Olympiasieger der Deutschen Presse-Agentur.
Hambüchen, der vier der insgesamt sechs Bundesligajahre bei der KTV mitbestritt, hatte stets eine tiefe Beziehung zu dem Verein. Im Moment bemüht er sich, den von ihm in Marketingfragen betreuten Dauser und andere Turner des Teams in andere Vereine zu vermitteln.
Dauser versucht das im Moment auszublenden. Seit seiner schweren Knie-Verletzung beim Deutschen Turnfest 2017 in Berlin und der anschließenden komplizierten Operation arbeitet er sich wieder Schritt für Schritt an das Weltniveau heran – schon im März hatte er sich einem Test an zwei Geräten unterzogen. Unbedingt will Dauser zur deutschen Riege bei der WM Ende Oktober in Doha gehören.
«Es ist ein tolles Gefühl, endlich wieder fit zu sein. Deshalb nehme ich am Samstag auch gleich alle sechs Geräte in Angriff», bekannte er. Nur ungern erinnert er sich heute an die erste Diagnose der Ärzte nach seiner Verletzung an den Ringen. «Die Ärzte haben nur gesagt: Das ist die XXL-Variante. Nicht nur das Kreuzband war gerissen, sondern auch weitere Bänder, vor allem der Außenmeniskus», erzählte Barren-Spezialist Dauser.
(dpa)