Zagreb – Die alten Helden sind müde. Wenige Wochen nach dem zweiten Platz bei der Fußball-Weltmeisterschaft steht die kroatische Nationalmannschaft vor einem Neuanfang – ohne Stars wie Mittelstürmer Mario Mandzukic oder Elfmeter-Killer Danijel Subasic.
«Die Zeit ist gekommen für ein paar neue Spieler», sagte Trainer Zlatko Dalic vor dem ersten Spiel nach der überraschend starken WM. Für das Testspiel am Donnerstag in Portugal hat der Coach drei Neulinge in den Kader berufen.
«Wir brauchen drei oder vier Rebics», sagte der Trainer: «Spieler mit Ehrgeiz und Verlangen.» Der bei Eintracht Frankfurt unter Vertrag stehende Ante Rebic war einer jener kroatischen WM-Spieler, die sich in Russland mit ihrer Leidenschaft bis ins Finale kämpften und weiter für das Nationalteam spielen.
Nach den WM-Feierlichkeiten gab es aber auch einige Rücktritte. Am schwersten zu ersetzen sein dürfte Mario Mandzukic, der wuchtige Mittelstürmer. In seinen 89 Spielen für Kroatiens Nationalmannschaft erzielte er 33 Tore.
Dem ehemaligen Bundesliga-Profi schien der Rücktritt besonders schwer zu fallen. «Ich glaube, wenn wir könnten, würden wir für Kroatien spielen, solange wir leben, denn es gibt keine größere Ehre», sagte Mandzukic zum Abschied: «Aber ich glaube, für mich ist der Zeitpunkt jetzt gekommen.»
Nach dem «historischen Erfolg», wie Mandzukic Platz zwei nannte, beendete auch Torwart Danijel Subasic seine Nationalmannschaftskarriere. Der 33-Jährige hatte bei der WM vor allem im Elfmeterschießen für Furore gesorgt. Im Achtelfinale gegen Dänemark hielt Subasic drei von fünf Versuchen aus elf Metern. Nicht zur Verfügung stehen dem Trainer zudem der ebenfalls zurückgetretene Vedran Corluka sowie Ivan Strinic vom AC Mailand, der nach Angaben seines Vereins an Herzproblemen leidet.
Aber nicht alle WM-Helden sind müde. Besonders wichtig: Trainer Dalic kann weiterhin auf sein geniales Mittelfeld-Duo setzen. Luka Modric, der in wenigen Tagen bereits 33 Jahre alt wird, und Ivan Rakitic (30) spielen weiter für den Vize-Weltmeister.
Zum Kader für das Portugal-Spiel gehören auch die Bundesligaprofis Tin Jedvaj (Leverkusen), Andrej Kramaric (Hoffenheim) und Rebic sowie der frühere Wolfsburger Ivan Perisic. Sie spielen im Test am Donnerstag in Faro gegen Portugal, ehe es in der Nations League fünf Tage später in Elche gegen Spanien geht.
«Das Silber ist unsers, aber wir müssen langsam anfangen, das zu vergessen», forderte Trainer Dalic vor den ersten beiden Spielen nach der WM. «Wir haben eine Bürde auf den Schultern, aber ich glaube, wir können damit umgehen.»
Dass Dalic auf der Bank sitzt, ist nicht so selbstverständlich, wie es bei einem WM-Zweiten sein sollte. Der Coach, der die Mannschaft im vergangenen Jahr vor dem drohenden WM-Aus in der Qualifikation übernommen hatte, beklagte sich nach der WM über Hindernisse bei seiner Arbeit und Druck von außen. Erst nach einem klärenden Gespräch mit Verbandspräsident Davor Suker sagte der Coach zu.
(dpa)