Hannover – Lucien Favre war spürbar schlecht gelaunt. Mit seinem neuen Team Borussia Dortmund ging der Schweizer Trainer nach dem 0:0 bei Hannover 96 am Freitagabend zum Auftakt des zweiten Spieltages der Fußball-Bundesliga hart ins Gericht.
«Wir haben noch sehr viel Arbeit vor uns», stöhnte der 60-Jährige immer wieder. Gegen die plumpe Manndeckung der Niedersachsen war dem vermeintlichen Herausforderer von Rekord-Champion Bayern München erstaunlich wenig eingefallen. «Das hat auch mit eigener Bewegung zu tun», schimpfte Favre auf das Spiel seines Teams, das vor der Saison noch für über 70 Millionen Euro aufgerüstet worden war.
Der jüngste Neuzugang – der erst am Dienstag vom FC Barcelona verpflichteten Paco Alcácer – fehlte am Freitag noch im Kader. Auch auf die Kreativität von Weltmeister Mario Götze, der wie schon beim furiosen 4:1 zum Auftakt gegen RB Leipzig 90 Minuten nur auf der Bank gesessen hatte, verzichtete Favre. «Es ist wie es ist», begründete der BVB-Coach dies lapidar. Gegen Leipzig hatte er sich das erlauben können. In Hannover fehlte es indes deutlich an spielerischen Lösungen gegen den vermeintlichen Abstiegskandidaten.
«Wir wollten sie über den ganzen Platz jagen. Das ist uns überzeugend gelungen», sagte 96-Coach André Breitenreiter zu seiner Uralt-Taktik der Manndeckung. Mit zwei Zählern aus zwei Spielen nach dem 1:1 zum Auftakt in Bremen steht 96 punktemäßig noch überschaubar da – und dennoch deutlich besser als von vielen Experten erwartet. Vor allem in der zweiten Halbzeit wäre sogar noch mehr drin gewesen. «Ich bin sehr zufrieden», sagte auch 96-Sportchef Horst Heldt erfreut. «Es ist schon bemerkenswert, wie sehr sich eine Mannschaft, die mindestens Champions League spielen will, hier so weit zurückzieht.»
Dies war aber wohl eher ungeplant und eher purer Selbstschutz, wie Dortmunds Coach andeutete. «Wir verlieren viel zu schnell die Bälle. Wir müssen das Spiel viel besser umsetzen», schimpfte Favre weiter. Vor allem ihm dürfte nun eine arbeitsintensive Länderspielpause bevorstehen.
(dpa)