Dortmund – Die Bundesliga hat ihn wieder, diesen akribischen, analytischen und selten restlos zufrieden wirkenden Lucien Favre, auf den die Bezeichnung Fußball-Lehrer perfekt passt.
Denn der Schweizer Trainer von Burussia Dortmund will vor allem eines: seinen Schützlingen mit Kleinarbeit vermitteln, wie sie sich stetig verbessern können. Beim 4:1 (3:1) gegen RB Leipzig zeigte sich, dass die BVB-Profis gelehrig sein wollen. Aber nicht alles klappte so, wie es sich Favre bei seinem Liga-Comeback in Deutschland vorgestellt hatte: «Es gibt viel zu korrigieren», ließ er trotz Tabellenführung wissen.
DER SPIELVERLAUF: Mit dem schnellsten Tor ihrer Bundesliga-Historie führten die Leipziger durch Jean-Kévin Augustin nach 31 Sekunden. Und sie hatten die Möglichkeiten, das Ganze für den BVB noch schwieriger zu machen. Aber weil Mahmoud Dahoud urplötzlich sein erstes Tor für den BVB und gleichzeitig seinen ersten Kopfballtreffer in der Liga erzielte (21.), war wieder alles offen. Danach kippte die Begegnung: Ein Kopfball-Selbsttreffer von Marcel Sabitzer (40.), das Premierentor von 20-Millionen-Euro-Mann Axel Witsel (43.) und das 100. in der deutschen Top-Klasse von BVB-Kapitän Marco Reus in der Nachspielzeit (90.+1) machten die Borussia zum Tabellenführer.
DIE FAVRE-ANALYSE: «Sie waren 25 Minuten besser und schneller als wir.» Das traf zu, weil die Sachsen in ihrem siebten Pflichtspiel der neuen Saison nachlegen wollten und den BVB mit hohem Pressing stark bedrängten. Wäre da nicht Favre-Landsmann Roman Bürki im Tor gewesen, hätte es auch 0:2 stehen können. «Wir haben dann eine gute Reaktion gezeigt», kommentierte Favre die weiteren Treffer in den ersten 45 Minuten. «Machst du das 4:1, ist alles fertig – aber es war noch nicht fertig», bemerkte Favre zur späten Entscheidung, der aber Top-Chancen der Rangnick-Auswahl vorausgegangen waren.
DIE RANGNICK-ANALYSE: «In so einem Spiel machen Kleinigkeiten den Unterschied. Mit der ersten halben Stunde bin ich mit dem Spiel mit und gegen den Ball voll und ganz zufrieden», befand der wie Favre 60 Jahre alte Trainer-Rückkehrer Ralf Rangnick. Bürki habe «überragend» gehalten. Und sein Team habe sich Tore nach Hereingaben und Standards gefangen. «Dadurch haben wir uns leider um den Lohn nach einer richtig guten Leistung gebracht», sagte der schwäbische RB-Coach und -Sportdirektor.
DIE FOLGEN: Es ist wie 2017, auch damals mit neuem Coach. Unter Peter Bosz gewann der BVB 3:0 in Wolfsburg und war sofort Erster. Wer Favres Tun kennt, wird ahnen, dass der Schweizer ein ähnliches Abflauen beim BVB wie vom Herbst 2017 an nicht zulassen wird. Bei RB gilt: erfolgreiche Qualifikation für die Europa League und dann auch die erfolgreiche Liga-Heimpremiere gegen Aufsteiger Düsseldorf. Rangnick: «Wir richten den Blick nach vorne.»
(dpa)