Heiratswillige buhlen um Schnapszahltermine im August

Berlin – Ganz so schwierig hatten sie es sich nicht vorgestellt: Für ihre bevorstehende Hochzeit mussten Marion Kühne und Alexander Petrenko tagelang telefonieren, um einen Saal und eine Konditorei für ihren Hochzeitskuchen zu finden.

«Als wir das Datum nannten, erhöhten alle den Preis», sagt der künftige Bräutigam. «Und viele waren schon ausgebucht.» Das Berliner Paar wählte wie viele andere Heiratswillige ein besonderes Datum – den 18.8.2018.

Etliche Standesämter bieten an diesem August-Samstag mehr Vermählungstermine an als sonst oder öffnen, obwohl sie normalerweise an Wochenenden geschlossen sind. Dies ergab eine bundesweite Umfrage der Deutschen Presse-Agentur. In Städten wie Köln oder Dessau-Roßlau ist der Hochzeitstag der beliebteste im ganzen Jahr. In Dresden wollen sich 39 Paare das Ja-Wort geben – nur eines weniger als am klassischen Schnapszahl-Tag 9.9.1999. «Die Zahlen des Datums sehen so schön aus auf unseren Eheringen», schwärmt Alexander Petrenko.

Der Geschäftsführer des Bundesverbands der Deutschen Standesbeamten, Gerhard Bangert, sagt: «Menschen sind abergläubisch. Sie versuchen, das Glück für die Ehe zu bannen, indem sie besondere Daten finden.» Für die Leiterin des Standesamts Braunschweig, Ursel Koch, steht fest: «Oft wählen Paare Schnapszahlen oder andere Daten mit speziellen Zahlenkombinationen wegen der Männer – die können sich das Hochzeitsdatum dann besser merken.»

Schnapszahldaten haben identische Ziffern. Sie heißen deshalb so, weil, wie der Duden schreibt, «ein Betrunkener beim Lesen einfache Ziffern doppelt sieht».

Neben dem Beinahe-Schnapszahl-Datum 18. August waren auch der 1.8.2018 und der 8.8.2018 vielerorts beliebtere Heiratstermine als andere Wochentage. Auch dann boten Standesämter Zusatztermine an – die jedoch mancherorts unbesetzt blieben. Sprecherin Nicole Trum von der Stadt Köln erklärt: «Schnapszahltermine sind immer nur dann Renner, wenn sie an einem Freitag oder Samstag liegen.» Am beliebtesten sind klassische Schnapszahlen, etwa der Freitag 11.11.11. Damals sagten in Köln 133 Paare ja – an gewöhnlichen Wochenenden trauen Standesbeamten dort acht bis zehn Paare.

Zumindest laut australischen Forschern ist das Heiraten an Schnapszahldaten jedoch eine Schnapsidee. Die Forscher untersuchten 14 Jahre niederländische Heiratsregister und fanden heraus, dass Paare, die sich an Daten mit speziellen Zahlenkombinationen die lebenslange Liebe geschworen haben, häufiger scheiden als andere Ehepaare. Für Deutschland glauben die Forscher, dass die Resultate wegen der kulturellen Nähe ähnlich sein könnten.

Trotzdem – der 18.8.2018 ist in etlichen Standesämtern schon seit Monaten vergeben. Auch für den 19.9.2019 gibt es schon etliche Interessenten – etwa in Nord-Rügen. Dennoch haben vor speziellen Daten teils auch Kurzentschlossene noch Möglichkeiten, sich einen Trautermin zu sichern. Denn immer wieder sagten Leute kurzfristig ab – weil sie sich inzwischen getrennt haben oder an den beliebten Daten Rummel vor dem Standesamt befürchteten, wie Dagmar Obermeier-Kundel von der Stadt Regensburg berichtet.

Doch selbst wenn Paare ihren Wunschtermin beim Standesamt reserviert haben, können einige trotzdem nicht heiraten. «Regelmäßig kommt es vor, dass Personalausweise vergessen werden», sagt Andreas Beck vom Standesamt Neubrandenburg. Einen Personalausweis braucht es zum Ja-Sagen. So müssen Standesämter Trauungen an voll gebuchten Daten teils am Ende des Tages nachholen. Ohne Ring, Brautstrauß oder Trauzeugen kann man jedoch problemlos den Bund fürs Leben schließen.


(dpa)

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