Mönchengladbach – Nach dem Özil-Rücktritt aus der Nationalmannschaft werden sich nach Ansicht von Ex-Profi Otto Addo junge Talente mit Migrationshintergrund nicht häufiger gegen die DFB-Elf entscheiden.
«Nein, weil bisher so viele Beispiele das Gegenteil gezeigt haben», sagte der Talente-Coach von Borussia Mönchengladbach dem Internetportal «t-online». «Klar setzen sich Spieler damit auseinander, aber am Ende entscheidet das Herz.» Die Causa des Mesut Özil sei bei jungen Spielern «eher» kein großes Thema.
Der in Hamburg geborene Nationalspieler, der früher in der ghanaischen Nationalmannschaft zum Einsatz gekommen war und die doppelte Staatsbürgerschaft besitzt, verwies auf das Beispiel des in Ghana geborenen einstigen Schalke-Profis Gerald Asamoah. «Ich fand es sehr gut, dass Gerald Asamoah sich für Deutschland entschieden hat. Weil das den Menschen damals gezeigt hat: Man kann auch schwarz und Deutscher sein. Er ist dadurch eine Identifikationsfigur geworden. Und ganz ehrlich: Wenn ich heute die Möglichkeit hätte, würde ich für Deutschland spielen. Es geht nämlich nicht nur um dich selber. Wie man bei Gerald gesehen hat, bewirkt so eine Entscheidung auch viel für andere.» Addo hatte unter anderem für Hannover 96, Borussia Dortmund, FSV Mainz 05 und den Hamburger SV gespielt.
Die Rücktrittserklärung von Özil hat in Deutschland eine Debatte über Rassismus im Allgemeinen und die Integrationsfähigkeit des Fußballs im Besonderen ausgelöst. «Im Fußball war das vor 20 Jahren viel, viel schlimmer als heute», kommentierte Addo. «Als ich aktiv war, gab es Partien, in denen bei jeder Ballberührung von mir Affenlaute gemacht wurden. Auch Bananen wurden geschmissen. Danach ist es langsam abgeebbt, auch weil der DFB viele Maßnahmen dagegen ergriffen hat. Aber ich weiß von vielen Freunden, dass es in unteren Ligen teilweise immer noch so ist, man beleidigt wird und Rassismus dort einfach noch da ist.»
(dpa)