Den Haag – Laura Ludwig macht Babypause, Kira Walkenhorst kämpft sich nach langer Verletzungspause erst wieder auf der nationalen Tour an alte Stärke heran.
Doch auch ohne die Olympiasiegerinnen und Weltmeisterinnen gehen die deutschen Beachvolleyball-Damen mit einem Favoriten-Duo in die am Montag in den Niederlanden beginnende EM. Chantal Laboureur und Julia Sude wurden in der Weltrangliste erstmals an Position eins notiert. Beim Major in Gstaad erreichte das Team das Finale nach einem knappen 2:1-Sieg in einer spannenden Vorschlussrunde über die Kanadierinnen Heather Bansley/Brandie Wilkerson. Das verlor das DVV-Duo zwar gegen die topgesetzten Melissa Humana-Paredes und Sarah Pavan Melissa aus Kanada mit 17:21, 21:12, 15:17, sollte sich aber dennoch in einer starken Form bei der EM präsentieren.
Das sind Erfolge, die für Niclas Hildebrand, Sportdirektor Beach im Deutschen Volleyball-Verband (DVV), «das Ergebnis der harten Arbeit in den letzten Jahren sind, die sich absolut ausgezahlt hat».
Das Duo, das für den MTV Stuttgart und den VfB Friedrichshafen ans Netz geht, fand 2013 zusammen und schmettert bereits seit längerem in der Weltspitze mit, doch bislang weitgehend unerkannt. Denn das öffentliche Interesse fokussierte sich in den vergangenen Jahren auf die Golden Girls Ludwig und Walkenhorst, die alles abräumten, was es zu gewinnen gab. Das Ausnahmeduo legt in diesem Jahr eine Pause ein, weil Ludwig vor zwei Wochen ihren Sohn Teo Johnston zur Welt brachte und vorerst mit anderen Dingen als Leistungssport beschäftigt ist. Partnerin Walkenhorst musste nach zwei Operationen lange aussetzen.
Für Laboureur/Sude sind die EM nach Platz drei im Vorjahr nun die Chance, aus dem Schatten von Ludwig/Walkenhorst zu treten. Auch sonst sind die Aussichten bei den Titelkämpfen, die in Den Haag, Utrecht, Apeldoorn und Rotterdam ausgetragen werden, glänzend. In Victoria Bieneck/Isabel Schneider (Hamburger SV), Karla Borger/Margareta Kozuch (DJK TuSA 06 Düsseldorf) und Kim Behrens/Sandra Ittlinger (OSC Baden Württemberg) sind drei weitere deutsche Teams dabei, die allesamt für Medaillen infrage kommen. «Insgesamt muss man sagen, dass wir bei den Frauen unglaublich stark aufgestellt sind», sagte Hildebrand.
Überhaupt haben die deutschen Beachvolleyballer bei Europameisterschaften eine beeindruckende Erfolgsbilanz vorzuweisen. Seit 1993 wird in Europa jährlich um EM-Medaillen gespielt. Seitdem haben deutsche Athleten 34 Medaillen aus dem Sand gebuddelt. Vor allen die Frauen dominieren die Szene, sie holten 22 Mal Edelmetall, die Männer steuerten zwölf Medaillen bei. Damit ist Deutschland die mit Abstand erfolgreichste Beachvolleyball-Nation in Europa.
Auch im vergangenen Jahr räumten die DVV-Teams bei den Titelkämpfen im lettischen Jurmala ab: Nadja Glenzke und Julia Großner, die ihre Laufbahn inzwischen beendet haben, sicherten sich überraschend Gold. Die Kronprinzessinen Laboureur/Sude durften sich über Bronze freuen. «Diese Bilanz wollen wir wiederholen», bemerkte Hildebrand.
Von solchen Ambitionen sind Deutschlands Männer derzeit weit entfernt. Nachdem die Olympia-Teilnehmer Markus Böckermann und Lars Flüggen ihre Teilnahme verletzungsbedingt abgesagt haben, gehen Philipp Arne Bergmann und Yannick Harms (Rattenfänger Beach-Team TC Hameln) als einziges deutsches Team an den Start.
(dpa)