Kroatiens Held Perisic: Rendezvous mit der Vergangenheit

Moskau – Wieder und immer wieder gingen die kroatischen Helden zu ihren Fans hinter dem Tor und ließen sich für ihren Finaleinzug bei der Fußball-WM feiern.

Da lag Ivan Perisic mit einem Krampf am Boden und ließ sich von einem Betreuer behandeln. Der frühere Bundesliga-Profi von Borussia Dortmund und des VfL Wolfsburg schleppte sich dann irgendwann zur Pressekonferenz. Die Auszeichnung als «Man of the Match» hatte sich der Torschütze nach dem 2:1 gegen England mehr als verdient.

Mit seinem Treffer zum 1:1 (68. Minute) hatte Perisic für den Wendepunkt in einer packenden Partie gesorgt. «Mein Tor war wichtig, weil es zu einem Schlüsselmoment fiel», sagte der 29-jährige Offensivmann von Inter Mailand. Damit hatte er nach der frühen Führung der Engländer durch Kieran Trippier (5.) die Three Lions in eine Art Schockstarre versetzt, aus der sie nicht mehr richtig erwachten. Der frühere Bayern-Profi Mario Mandzukic, der vor Perisic zwei Jahre lang das Wolfsburger Trikot trug, machte dann mit dem 2:1 in der Verlängerung den Endspiel-Einzug perfekt.

«Keiner könnte glücklicher sein als ich, gegen Frankreich im Finale zu spielen», sagte Perisic als er vor den Journalisten saß und den Eindruck erweckte, als würde er gleich zusammenbrechen nach dem unglaublichen Kraftakt seines Teams, das nun erstmals in seiner Geschichte um den WM-Pokal spielt. Gegen Frankreich kommt es für Perisic nun zu einem Rendezvous der besonderen Art – nach einem Jahrzehnt.

Als 17-Jähriger war Perisic für rund zwei Jahre nach Sochaux gezogen – aus familiären Gründen. Ausführlich darüber sprechen wollte er nicht – «es war problematisch». Nach Medienberichten sollte er damals mit seinem Gehalt als Profikicker helfen, weil die Hühnerfarm des Vaters kurz vor der Pleite stand. «Ich war zwei Jahre dort und habe Französisch gelernt», sagte Perisic nur.

Beim FC Sochaux kickte er damals nur in der zweiten Mannschaft in der vierten Liga, ehe er 2009 zum KSV Roeselare ausgeliehen wurde. Beim FC Brügge startete Perisic dann richtig durch, wurde 2010/2011 Torschützenkönig in Belgien und erweckte damit das Interesse der Dortmunder Borussia.

Bei der WM 1998 spielte Kroatien schon einmal gegen Frankreich – und unterlag im Halbfinale mit 1:2. «Ich war vor 20 Jahren in meiner Heimatstadt und habe im Trikot Kroatien angefeuert», erinnerte sich Perisic. «Ich konnte damals nur davon träumen, eines der Tore zu erzielen, um jetzt im Finale zu stehen.» Seine Mutter habe sich dieses Endspiel nicht nur gewünscht. «Ich habe mit ihr gesprochen und sie sagte mir, dass sie von einem Finale gegen Frankreich geträumt hat. Das ist jetzt Wirklichkeit geworden.»


(dpa)

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