St. Petersburg – Als «Big Sam» jüngst auf seinen Vereinskollegen Lionel Messi angesprochen wurde, geriet er regelrecht ins Schwärmen.
Nun, einige Tage später, hat der 24 Jahre alte Manndecker aus Frankreich geschafft, was dem 31 Jahre alten Fußball-Genie aus Argentinien noch nie gelang: Samual Umtiti hat bei seiner ersten WM-Teilnahme seine Mannschaft höchstpersönlich ins Finale geschossen, Messi konnte bei vier Weltmeisterschaften nicht ein Tor in einer K.o.-Runde erzielen.
«Wir haben noch nicht allzu viel realisiert, aber wir wissen, dass wir schon Großes geleistet haben», sagte Umtiti nach dem 1:0 (0:0) in St. Petersburg gegen Belgien. «Jetzt gibt es noch ein Spiel, damit wir etwas ganz, ganz Großes leisten.»
Er und sein Innenverteidiger-Kollege Raphaël Varane haben einen gehörigen Anteil an dem, was die junge hochtalentierte Mannschaft von Trainer Didier Deschamps bereits erreicht hat: Varane hatte Frankreich beim 2:0-Sieg gegen Uruguay in Führung gebracht – wie Umtiti gegen Belgien mit einem Kopfball. Zudem meldete das Duo nacheinander Messi, Luis Suárez und Romelu Lukaku ab.
Samuel Umtiti, im November 1993 geboren in Kameruns Hauptstadt Jaunde, fußballerisch gewachsen bei Olympique Lyon, seit zwei Jahren beim FC Barcelona unter Vertrag. 2016 war auch das Jahr seines internationalen Durchbruchs, besser gesagt war es die EM in Frankreich.
Varane, Umtitis aktueller kongenialer Partner konnte wegen einer Verletzung bei der Heim-EM nicht dabei sei, Jérémy Mathieu musste ebenfalls passen. Und dann holte sich Adil Rami, damals gesetzt, beim 2:1 gegen Irland im Achtelfinale die zweite Gelbe Karte. Die Zeit für Umtiti war gekommen. «Ein knallharter Sprung ins kalte Wasser eines internationalen K.o.-Spiels», schrieb damals «Le Parisien».
Zwei Jahre später schwärmte dieselbe Zeitung von Umtiti und dessen Nebenmann Varane als dem Duo, dass «vielleicht die wahre Identität dieser französischen Mannschaft widerspiegelt: Bereit sich zu zerreißen, um zu überleben und zu gewinnen und dabei liebevoll beim Gegner zu treffen».
So ist er ganz besonders, dieser 1,82 Meter große Kraftprotz Umtiti. Auf dem Feld kompromisslos, aber kein fieser. Einer, der knallhart, aber fair ist. Und irgendwie auch immer ein bisschen zum Knuddeln. Jüngst ließ Umtiti auch einen der typischen Späße seines deutlich exzentrischeren Auswahlkollegen Paul Pogba über sich ergehen. Als Umtiti gerade ein Schläfchen auf der Massagebank im WM-Camp in Istra hielt, zog ihm Pogba das Handtuch vom Kopf. Mehr als ein müder Augenaufschlag und ein zerknautschtes Gesicht kam aber nicht zurück.
Auf dem Platz ist Umtiti hellwach. Einen «unüberwindbaren Felsen», nannte ihn der britische «Independent» einmal. Da ist es wenig verwunderlich, dass der FC Barcelona noch vor der großen WM-Schaubühne in Russland für klare Vertragsverhältnisse sorgte. Der Kontrakt des 24-maligen Nationalspielers und dreimaligen Torschützen wurde vorzeitig um zwei weitere Jahre bis Juni 2023 verlängert.
(dpa)