Ex-Bayern-Torhüter Pfaff glaubt: Belgien wird Weltmeister

Brasschaat – Den 2:1-Sieg der Belgier im WM-Viertelfinale gegen Brasilien verfolgte der langjährige Bayern-Torhüter Jean-Marie Pfaff in Kasan im Stadion. Im Interview der Deutschen Presse-Agentur erklärt er, warum Belgien nun auch Weltmeister wird.

Herr Pfaff, was halten Sie von dieser belgischen Mannschaft?

Jean-Marie Pfaff: 1986 in Mexiko waren wir eine goldene Generation. Das hier ist eine brillante.

Also glauben Sie, dass Belgien Weltmeister wird?

Pfaff: Wenn wir es jetzt nicht werden, werden wir es nie. Frankreich im Halbfinale ist ein sehr starker Gegner. Aber ich glaube, dass das Endspiel Belgien gegen England heißt. Und dass wir dann gewinnen werden. Bisher waren wir die beste Mannschaft im Turnier.

Was ist das Erfolgsgeheimnis?

Pfaff: Wir haben wie gesagt eine außergewöhnliche Generation. Und diese Mannschaft ist über viele Jahre zusammengewachsen. Sie hat aus den Erfahrungen von 2014 und 2016 gelernt. Sehr wichtig ist, dass wir quasi zwei komplette Mannschaften haben. So wie Bayern München. Das hat man gegen England gesehen, als wir mit dem B-Team gespielt und gewonnen haben. Argentinien hatte Messi, Brasilien hatte Neymar, bei uns sind es viele brillante Spieler. In der Offensive haben wir Hazard, De Bruyne, Lukaku. Es ist schwer, die allesamt auszuschalten.

Welchen Anteil hat Trainer Roberto Martínez?

Pfaff: Schon sein Vorgänger Marc Wilmots hat gute Aufbauarbeit geleistet. Martínez ist aber eine Art Mentor. Vieles von der Arbeit macht Co-Trainer Thierry Henry.

Was wäre in Belgien los, wenn das Team Weltmeister würde?

Pfaff: Dann wäre Belgien zu klein. Es wäre ja trotz allem ein Wunder und eine riesengroße Ehre für so ein kleines Land. So ähnlich wie der EM-Titel 1992 für Dänemark. Aber Europameister ist eben nicht Weltmeister. Diese Jungs haben jetzt schon viel erreicht, egal, was noch kommt. Aber ich hoffe, dass sie diese große Chance nutzen werden. 1986 hätten wir auch schon ins Endspiel gegen Deutschland kommen können, wenn in der ersten Halbzeit gegen Argentinien nicht zweimal Abseits gegen uns gepfiffen worden wäre. Diesmal ist die Chance noch größer, auch weil viele große Teams raus sind.

Was sagen Sie zum deutschen Ausscheiden?

Pfaff: Das ist traurig für den deutschen Fußball. Vor einem Jahr haben sie noch mit einem B-Team den Confed-Cup gewonnen. Aber ich habe bei dieser WM kein Aufbäumen gesehen, niemanden, der die Mannschaft aufgerüttelt hätte. Das war zu viel Alibi-Fußball.

Wäre ein Titel noch außergewöhnlicher, weil Ihr Erzrivale Niederlande diesmal gar nicht dabei ist?

Pfaff: Nein, wir schauen nur auf uns. Und ich hatte eher das Gefühl, dass wir bei dieser WM viele holländische Fans haben. Und seit deren Ausscheiden auch viele deutsche.

ZUR PERSON: Jean-Marie Pfaff (64) war Torhüter bei Belgiens bisher größtem Erfolg: Platz vier bei der WM 1986. Von 1982 bis 1988 spielte der Torhüter für den FC Bayern München.


(dpa)

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