London – Die Erleichterung von Andrea Petkovic war nach ihrem erfolgreichen Wimbledon-Auftakt zu sehen, zu spüren und zu hören.
Obwohl sie mit ihrer Leistung nicht zufrieden war, wird die 30-Jährige wie Philipp Kohlschreiber und Jan-Lennard Struff beim bedeutendsten Tennis-Turnier der Welt um den Einzug in die dritte Runde spielen. Die Darmstädterin schrie ihre Freude in den blauen Himmel und pustete kurz durch. «Es war jetzt keine Meisterleistung», sagte sie nach dem 6:4, 4:6, 6:2 gegen die gesetzte Chinesin Zhang Shuai – und lachte: «Ich glaube, dass mein schlechtes Niveau höher ist als vor ein oder zwei Jahren. Es ist offensichtlich, dass ich auch Matches gewinne, wenn ich nicht so gut spiele.»
Petkovic durfte mit ihrem Erfolg über die Nummer 31 der Setzliste in jedem Fall zufrieden sein. Für eine Überraschung auf den Rasenplätzen an der Church Road sorgte aus deutscher Sicht auch Struff, als er einen 0:2-Satzrückstand wettmachte und sich zu einem 3:6, 6:7 (5:7), 7:6 (7:5), 7:6 (7:5), 6:1 gegen den favorisierten Argentinier Leonardo Mayer kämpfte.
Am Dienstag greifen sieben weitere deutsche Teilnehmer beim dritten Grand-Slam-Turnier der Saison ins Geschehen ein. Die Augen werden dann vor allem auch auf die frühere Finalistin Angelique Kerber und Mitfavorit Alexander Zverev gerichtet sein.
Am hochsommerlichen ersten Turniertag mit Temperaturen um die 29 Grad war Petkovic das Glück anzusehen, nachdem sie den dritten Matchball nach 2:02 Stunden gegen Zhang Shuai verwandelt hatte. Zehn Doppelfehler leistete sich die in der Rangliste weit abgerutschte frühere deutsche Nummer eins, machte am Ende nur zwei Punkte mehr als die Chinesin und haderte anschließend ein wenig mit dem Wind. Ihre Kontrahentin hat auf dem Rasen von Wimbledon noch nie eine Runde für sich entschieden, auch Petkovic ist kein großer Freund des grünen Belags, doch die Weltranglisten-95. demonstrierte auch ihr gestiegenes Selbstvertrauen.
«Ich bin auf den Platz gegangen und habe gedacht, ich bin die Gesetzte. Ich habe gedacht, die muss schon Wahnsinn spielen, wenn sie mich schlagen will», erklärte sie. Außergewöhnliches gelang der Hessin im entscheidenden dritten Satz: Aus der Not heraus wechselte sie den Schläger kurzerhand von der rechten in die linken Hand: Die Chinesin schlug den Ball ins Aus – Petkovic führte 5:2, die Vorentscheidung war perfekt. «Rasen wird nie mein Lieblingsbelag sein. Aber an manchen Lieben muss man arbeiten», sagte sie.
Am Mittwoch hat Petkovic nun gute Aussichten gegen Yanina Wickmayer weiterzukommen, die Belgierin besiegte in der ersten Runde die Neumünsteranerin Mona Barthel. Kohlschreiber bekommt es dann mit dem Luxemburger Gilles Muller zu tun, Struff mit Ivo Karlovic aus Kroatien oder dem Russen Michail Juschni.
Routinier Kohlschreiber beendete fast zeitgleich nur wenige Meter von Petkovic entfernt seine Auftaktpartie und wurde mit dem souveränen 6:2, 6:4, 7:5 gegen den Russen Jewgeni Donskoi seiner Favoritenrolle gereicht. Erstmals seit vier Jahren meisterte der Augsburger in Wimbledon wieder seine Erstrunden-Hürde. «Es war eine ganz gute Auslosung um reinzukommen. Es war ein toller Dreisatzsieg, und ich bin froh, dass ich weiter bin», sagte der 34-Jährige.
(dpa)