Ganz Kolumbien bangt: Sonnyboy James braucht ein «Wunder»

Moskau – Der Sonnyboy hat das Lachen verlernt. James Rodríguez, das strahlende Gesicht des kolumbianischen Fußballs, ist ausgerechet vor dem Achtelfinal-Spiel der Südamerikaner am Dienstag (20.00 Uhr MESZ) in Moskau gegen England wieder verletzt – Bluterguss in der rechten Wade.

Der Einsatz des Mittelfeldspielers vom FC Bayern scheint ziemlich fraglich, ein ganzes Land bangt mit dem WM-Torschützenkönig von 2014. Das medizinische Team arbeite an einem «Wunder», heißt es in den Medien.

Besonders bitter für Rodríguez: In München hatte sich der 26-Jährige unter Jupp Heynckes, der ihn für ein «fußballerisches Genie» hält, in der Bundesliga-Rückrunde so richtig in WM-Form gebracht – mit starken Auftritten auch in der Champions League gegen die Ex-Kollegen von Real Madrid. Neben dem Franzosen Corentin Tolisso ist James der noch einzige im Turnier verbliebene Bayern-Profi.

Nach zweitägigem Schweigen hatte der Verband eine Diagnose bekannt, aber keine Prognose abgegeben, ob Rodríguez spielen kann. Auch der Profi selbst äußerte sich nicht konkret zu seinen Aussichten. «Danke für eure Nachrichten. Sie sind eine große Unterstützung und positive Energie. Ich werde noch stärker zurückkommen», twitterte James, der ansonsten in den sozialen Netzwerken sehr aktiv ist, lediglich.

Eine MRT-Untersuchung in Kasan habe ergeben, dass Rodríguez zumindest keinen Muskelfaserriss erlitten habe, hieß es in einer Mitteilung. James hatte sich die Verletzung im letzten Gruppenspiel seiner Mannschaft zugezogen, als er beim 1:0 gegen Senegal nach einer halben Stunde vom Platz musste.

Im Training ist James nicht mehr gesehen worden, seit er am Donnerstag im Kabinengang verschwunden war – mit gesenktem Haupt und verzweifelter Miene. Chefcoach José Pekerman zeigte sich «sehr besorgt» und sagte: «Ich hoffe, die Untersuchungen bringen uns gute Nachrichten.»

Offensichtlich will sich der WM-Viertelfinalist von 2014 vor dem ersten K.o.-Spiel nicht in die Karten schauen lassen. Die Hoffnungen der Fans auf einen Einsatz ihres Nationalhelden schwinden jedoch. Gut möglich sogar, dass die WM für ihn bereits gelaufen ist.

Dabei war der 28. Juni, der Tag des Senegal-Spiels, bisher ein gutes Datum für die Münchner Leihgabe von Real Madrid: Vor genau vier Jahren hatte Rodríguez in Brasilien im Achtelfinale gegen Uruguay den Ball mit der Brust angenommen und in den Winkel gezimmert – der Treffer wurde zum schönsten WM-Tor gewählt und James erhielt für seine insgesamt sechs Tore den «Goldenen Schuh». Gleich zweimal hatte er gegen Uruguay getroffen, außerdem erzielte er noch ein Tor beim Viertelfinal-Aus gegen Brasilien (1:2).

Die Vorbereitung auf seine zweite Weltmeisterschaft stand dann aber unter einem schlechten Stern. Wegen muskulärer Beschwerden – nach Medienberichten in der linken Wade – verpasste Rodríguez die eine oder andere Trainingseinheit. Bei der Auftakt-Niederlage gegen Japan wurde die Nummer 10 nur eingewechselt, stand dann aber beim Sieg gegen Polen in der Startformation.

Pekermans Team stellt sich nun auf ein Achtelfinale ohne seinen Superstar ein. «James ist ein Führungsspieler für uns alle. Aber wenn er nicht spielen kann, werden es andere an seiner Stelle», sagte Mittelfeldspieler Carlos Sánchez.


(dpa)

(dpa)