Mexiko jubelt über DFB-Patzer – Schweden mit Moral

Jekaterinburg – Chicharito und Co. schauten sich ungläubig an, als auf den Rängen plötzlich die Fiesta Mexicana begann. Nach und nach machte die Nachricht vom Patzer des Weltmeisters die Runde.

Der riesengroße Frust nach der herben Pleite wandelte sich in Sekundenschnelle in pure Freude. Tatsächlich: Deutschland hatte verloren und Mexiko war doch weiter. Wenige Meter entfernt war die Freude kaum weniger groß, hatten die Schweden doch vier Tage nach dem Trauma gegen Deutschland doch noch mit dem 3:0 (0:0) ihr Happy End geschafft.

Wer hätte das gedacht, dass in Jekaterinburg Mexiko und Schweden den Achtelfinal-Einzug bejubeln würden? «Danke Gott, dass wir es geschafft haben», richtete Hector Herrera Worte an höhere Mächte und fügte hinzu: «Es wäre unfair gewesen, nach zwei Siegen auszuscheiden.»

Trainer Juan Carlos Osorio war indes kaum in Feierlaune. «Wir sind weiter, weil wir Deutschland und Südkorea geschlagen haben, aber das war eine Lehrstunde. Das Ergebnis lässt mich sehr traurig zurück. Offensichtlich muss ich über einiges nachdenken», sagte der Coach trotz des siebten Achtelfinal-Einzugs von El Tri in Serie.

Danach hatte es zeitweise nicht ausgesehen. Der Bremer Bundesligaprofi Ludwig Augustinsson (50. Minute) und Kapitän Andreas Granqvist per Foulelfmeter (62.) trafen für Schweden, ein Eigentor des Mexikaners Edson Álvarez (74.) markierte den Endstand. Zu der Zeit hätte Deutschland ein Tor gereicht. «Ich kann verstehen, was mein Trainerkollege durchgemacht hat», sagte Schwedens Coach Janne Andersson, der am Samstag noch in der 95. Minute selbst den K.o. durch Toni Kroos miterleben musste.

Diesmal war es entspannter, auch dank Augustinsson, der sein erstes Länderspiel-Tor nicht perfekter hätte timen können. «Ich habe kaum eine Stimme. Das ist ein Traum, ein unglaublicher Stolz. Wir haben es verdient, weiterzukommen», sagte der Bremer, der Mitgefühl mit der ausgeschiedenen DFB-Elf zeigte: «Ich mag das deutsche Team, es ist eine fantastische Mannschaft. Das ist Fußball. Vor vier Tagen haben wir noch in letzter Minute verloren.»

Vor 33.061 Zuschauern erspielte sich Schweden eine Vielzahl an Torchancen und sicherte sich hochverdient den Sieg in Gruppe F. «Ich bin so unglaublich stolz und bewegt. Die Spieler waren so diszipliniert. Wir sind seit Samstag weiter gewachsen», meinte Andersson. In der Tat hatte sein Team das bittere 1:2 in der Nachspielzeit gegen Deutschland gut verkraftet. Angriffslustig und angeführt vom agilen Emil Forsberg drängten die Schweden von Beginn an auf das Führungstor.

Nach den Siegen gegen die DFB-Elf (1:0) und Südkorea (2:1) konnte Mexiko das bislang so erfolgreiche Konterspiel nicht wie gewohnt durchziehen. «Wir müssen von dieser Niederlage lernen. Es ist wichtig, dass das in der nächsten Runde nicht mehr passiert», betonte Herrera.

Mehr als 10.000 mexikanische Fans sorgten in der östlichsten der russischen WM-Städte für Heimspiel-Atmosphäre. Sie mussten aber mit ansehen, wie sich ihr Team trotz einer kurzen Drangphase nur mit Glück ohne Gegentor in die Halbzeitpause rettete. Auch nach dem Rückstand durch Augustinsson fand Mexiko kein Konzept und geriet nach einem sicher verwandelten Foulelfmeter von Kapitän Granqvist aussichtslos in Rückstand. Es wurde immer ruhiger, bis plötzlich Hoffnung dank Südkorea aufkeimte. Mit einer Überraschung der Asiaten gegen Deutschland hätte nun wirklich keiner gerechnet.


(dpa)

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