Rostow am Don – Nach dem beeindruckenden Durchmarsch ins WM-Achtelfinale war Kroatiens Trainer Zlatko Dalic mächtig stolz. «9 Punkte, 7:1 Tore – das ist fantastisch. Damit hat keiner gerechnet», sagte der 51-Jährige. «Ich muss meiner Mannschaft gratulieren.»
20 Jahre nach dem dritten Platz bei der Endrunde in Frankreich fühlen sich die Kroaten vor dem ersten K.o.-Duell mit Dänemark wieder bereit für einen WM-Coup. «Die schönen Erinnerungen an 1998 motivieren uns, ein ähnliches Ergebnis zu erzielen», sagte Verbandspräsident Davor Suker, der damals als Spieler dabei war.
Auch mit einer besseren B-Elf feierten die Ballzauberer um Luka Modric und den geschonten Ivan Rakitic beim 2:1 (0:0) gegen Island ihren dritten Vorrundensieg. Das gelang zuvor noch nie. «Das war der beste Weg, in die nächste Runde zu gehen», sagte Rakitic. «Wir sind bereit, für unseren Traum zu kämpfen.»
Dank einer hervorragenden Mischung aus einer disziplinierten Abwehr, einem kreativen Mittelfeld und einem torgefährlichen Angriff ist Kroatien der Rolle des Geheimfavoriten entschlüpft und wird als ernsthafter Titelanwärter gehandelt. «Kroatien hat bislang vielleicht den besten Fußball aller Teams gespielt», lobte Dänemarks Nationaltrainer Age Hareide.
Deutschlands Weltmeister Christoph Kramer zeigte sich ebenfalls angetan von den bisherigen Auftritten der Balkan-Kicker. «Ich hatte die Mannschaft zwar schon vor dem Turnier hoch eingeschätzt. Aber dass sie es dann so umsetzen, wie sie es umsetzen, ist beeindruckend. Sehr stark», sagte er der Tageszeitung «Die Welt».
Auch in der Heimat ist die Euphorie groß. «Drei Spiele, drei saubere Siege», schrieb die Tageszeitung «24Sata». Und das Blatt «Jutarnji List» titelte: «Hut ab vor Dalics Jungs.» Dabei hatte der Coach zum Vorrundenabschluss gegen Island gleich neun Leistungsträger geschont. Dennoch reichte es durch die Tore der früheren Bundesligaprofis Milan Badelj (53. Minute) und Ivan Perisic (90.) zum Sieg. Das erste Turniergegentor durch einen von Gylfi Sigurdsson verwandelten Handelfmeter (76.) war daher leicht zu verschmerzen.
«Es war sehr wichtig, dass wir die Siegesserie fortgesetzt haben. Das hält die Stimmung hoch», befand der Ex-Hamburger Badelj. Und Perisic, der einst für Borussia Dortmund und den VfL Wolfsburg stürmte, stellte zufrieden fest: «Wir waren ja schon vor dem Spiel weiter, haben trotzdem Charakter gezeigt und den Job beendet.»
Erledigt ist die Arbeit aber längst noch nicht. Schon vor Turnierbeginn hatte Dalic das Ziel vorgegeben: «Wir wollen, dass die Welt unser Talent sieht, aber auch unsere Leidenschaft, unsere Einheit und unseren Patriotismus, unseren brennenden Wunsch, eine Geschichte zu schaffen, die der von 1998 ähnlich ist, als unser brillantes Team die Bronzemedaille gewann.»
Anders als bei der EURO 2016, als die damals ebenfalls hoch gehandelten Kroaten im Viertelfinale gegen Portugal K.o. gingen, soll die Russland-Reise noch lange nicht vorbei sei. Vor dem Dänemark-Spiel mahnte Dalic daher eindringlich: «Das ist die Stunde der Wahrheit.»
(dpa)