Wolgograd – Mohamed Salah bezog zu den Rücktrittgerüchten um seine Person keine Stellung. In den Katakomben der Wolgograd-Arena lehnte der Star der ägyptischen Fußball-Nationalmannschaft dann auch ein Foto mit der Auszeichnung zum «Spieler des Spiels» ab.
Dies bestätigte er der Deutschen Presse-Agentur. Der Grund war derselbe wie bei seinem Torwart Mohamed Al-Schenaui nach dem Auftaktspiel gegen Uruguay: Die Trophäe ist von einem Braukonzern ausgelobt, als gläubiger Muslim entsagt aber auch Salah dem Alkohol.
Das war aber nur eine Randnotiz an einem weiteren aus ägyptischer Sicht enttäuschenden WM-Abend. Die Ägypter verloren beim 1:2 (1:1) am Montag gegen ein keineswegs überzeugendes Saudi-Arabien auch ihre dritte Partie bei der Endrunde. «Ich danke den ägyptischen Fans für die Unterstützung während der WM. Ich weiß, dass es schwer für sie war, es war aber auch schwer für uns», sagte Salah nach der ersten Endrunde seit 1990. «Die Spieler haben ihr Bestes gegeben, und ich bin sicher, dass die Zukunft besser sein wird.»
Ob der 26-Jährige vom FC Liverpool Teil dieser Zukunft sein wird ist angeblich offen. Es halten sich Gerüchte, wonach Salah über einen Abschied aus der Nationalmannschaft nachdenken soll. Der Stürmer soll sich angeblich von Tschetscheniens autoritärem Republikchef Ramsan Kadyrow politisch instrumentalisiert gefühlt haben. Die Ägypter hatten ihr WM-Quartier in der tschetschenischen Hauptstadt Grosny aufgeschlagen.
«Ich denke nicht, dass das wahr ist, denn alle, die hier sind, wissen es wirklich zu schätzen, für die Nationalmannschaft zu spielen», sagte Salahs Nationaltrainer Héctor Cúper zu den Gerüchten. Auch Berichte über einen angeblichen Streit innerhalb der Mannschaft wies er zurück. «Ich kann nichts von Problemen erzählen. Ich weiß, da waren keine Probleme», sagte der 62-Jährige nach der enttäuschenden WM-Reise.
Die Zukunft des Argentiniers als Ägyptens Coach ist jedenfalls offen. «Wir werden sehen, was passiert, wenn wir nach Kairo kommen», sagte Cúper, der dort zwei Treffen mit dem Verband hat. Positiv schlägt sich die Pleite gegen Saudi-Arabien auf seinem Konto jedenfalls nicht nieder. Salah hatte die Ägypter in der 22. Minute noch in Führung gebracht. Salman Al-Faradsch (45.+6) mit einem umstrittenen Foulelfmeter und schließlich in den Schlusssekunden Salem Al-Dausari (90.+5) bescherten Saudi-Arabien den ersten WM-Sieg seit 1994.
Immerhin konnte sich Oldie-Schlussmann Essam Al-Hadari auszeichnen, der den Vorzug vor Al-Schenaui erhalten hatte. Der schon 45-jährige Keeper parierte in der 41. Minute einen Handelfmeter und ist nun der älteste je in einer WM-Partie eingesetzte Spieler. «Es ist ein besonderer Rekord, und viele Menschen in Ägypten lieben und unterstützen ihn. Ich wollte, dass er spielt, weil ich glaube, dass unsere Torhüter auf dem gleichen Niveau sind», begründete Cúper seine Maßnahme.
Al-Hadari sagte: «Ich entschuldige mich bei den ägyptischen Fans für die Niederlage. Alle Spieler haben ihr Bestes gegeben in dem Turnier.» Für einen WM-Sieg war es dennoch zu wenig. Die Enttäuschung dürfte auch in der Heimat noch groß sein, wenn Ägyptens beste Fußballer am Dienstag in Richtung Kairo zurückfliegen.
(dpa)