England setzt bei WM auf Spaß und Teamgeist

St. Petersburg – Ein Museumsbesuch in der berühmten Eremitage von St. Petersburg, Bowling-Sessions und ein Wettrennen auf aufblasbaren Einhörnern im Schwimmbad – in der Woche vor Englands zweitem WM-Gruppenspiel gegen Panama sah es beinahe so aus, als wäre die Nationalmannschaft im Urlaub.

Vor allem Mittelfeldspieler Jesse Lingard, der als Spaßvogel im Team gilt, veröffentlichte zahlreiche launige Fotos auf Twitter und Instagram. Die Three Lions haben ganz offensichtlich Spaß in Russland.

Während deutsche Spieler nach der Niederlage gegen Mexiko Gerüchte über Grüppchenbildung zurückwiesen, betonen die Engländer den guten Teamgeist. «Wir haben eine enge Bindung auch abseits des Platzes, das ist schön», sagte Harry Kane nach dem 2:1-Auftaktsieg gegen Tunesien. Immer wieder betonten auch andere Profis den außergewöhnlichen Zusammenhalt. Das war bei englischen Teams nicht immer der Fall. In den 2000er Jahren sollen die Spieler rivalisierender Topclubs sogar an getrennten Tischen gesessen haben.

Unter Trainer Gareth Southgate ist so etwas undenkbar. Er hat aus dem Team einen verschworenen Haufen gemacht. Das beste Beispiel dafür sind Lingard und Raheem Sterling. Zwischen den Spielern der Erzrivalen Manchester United und Manchester City hat sich eine gute Freundschaft entwickelt. In sozialen Medien scherzen die beiden regelmäßig mit- und übereinander – sehr zur Unterhaltung der Fans.

Während der quirlige Lingard gegen Panama am Sonntag (14.00 Uhr MEZ) wohl wieder von Beginn an spielt, könnte Sterling in Nischni Nowgorod zunächst auf der Bank Platz nehmen. Das offenbarte ein Fauxpas von Southgates Co-Trainer Steve Holland. Der wurde beim Training mit einem Zettel gesehen, auf dem Reporter die Startelf für das Spiel am Sonntag erkannt haben wollen. Demnach würde Marcus Rashford den Platz des gegen Tunesien etwas glücklosen Sterling einnehmen. Für Dele Alli, dessen Einsatz wegen einer Hüftverletzung fraglich ist, könnte Ruben Loftus-Cheek in die Startelf rücken.

Rashford war im Auftaktspiel in Wolgograd in der 68. Minute für Sterling eingewechselt worden. Wegen einer Knieblessur hatte er die ersten Trainingseinheiten in Russland verpasst. «Man muss in solchen Situationen ruhig bleiben», sagte der 20-Jährige von Manchester United, «ich wusste, was ich zu tun hatte, um schnell genug wieder fit für das Spiel zu werden.»

Bei aller Ruhe und Gelassenheit der Southgate-Auswahl: Ein Sieg gegen Panama ist Pflicht, damit aus der entspannten Atmosphäre vor dem dritten Gruppenspiel gegen Belgien nicht doch eine Drucksituation wird. Die Canaleros waren nach ihrem WM-Debüt gegen Belgien von ihren Gefühlen überwältigt. Auch wenn das 0:3 am Ende standesgemäß ausfiel, war die Enttäuschung schnell verflogen. «Alle Leute in Panama, auch wir, sind sehr glücklich über das, was wir erleben durften», sagte Kapitän Roman Torres voller Stolz.

Nun will das Team von Trainer Hernan Dario Gomez auch gegen England Herz und Leidenschaft zeigen. «Die Partie wird genauso schwierig», warnte Gomez. Gegen Kane und Co. hofft der krasse Außenseiter auf eine weitere Premiere: Das erste WM-Tor für Panama würde dem Schützen Heldenstatus garantieren.


(dpa)

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