Hamburg – Bevor die Zweitliga-Zukunft beim Hamburger SV beginnt, grüßt die Vergangenheit.
Pierre-Michel Lasogga ist zurück und Alen Halilovic auch; der in Ungnade gefallene Walace gehört noch zum Team wie auch die WM-Fahrer Filip Kostic und Albin Ekdal. Auch Bobby Wood, Mergim Mavraj und Kyriakos Papadopoulos stehen weiterhin auf der Gehaltsliste des Absteigers. Bis auf Lasogga sollen alle möglichst gewinnbringend verkauft werden, damit sich der HSV weiterhin erneuern kann. «Wir haben bereits einen guten Mix zusammen», sagt Trainer Christian Titz aber schon jetzt.
55 Jahre nach dem erstmaligen Abstieg aus der Bundesliga hat sich rund um den Traditionsverein eine erstaunliche Gemütslage entfaltet. Statt Tristesse aus Schutt und Asche, Tränen und aufgekündigten Freundschaften herrscht Aufbruchstimmung. Egal, wer von den Profis gehen muss und kommen darf, eines steht beim HSV und seinen Fans fest: Ein Jahr 2. Liga ist Strafmaß genug, dann soll der Verein wieder dahin, wo er immer war – ins Oberhaus.
Projektleiter ist Bernd Hoffmann. Der Vorstandsvorsitzende, der Prügel ohne Ende befürchtete, ist irritiert wegen der «fast fühlbaren Euphorie» im Umfeld des Absteigers. Rund 5000 neue Mitgliedsanträge wurden gestellt, die Dauerkarten für das erste Zweitliga-Spieljahr gehen ebenso rasch weg wie Tickets für die Elbphilharmonie. Hoffmann warnt: «Man muss ein bisschen aufpassen.» Denn, so wiederholt er immer wieder: «Der Verein steht vor einer schwierigen Saison. Das wird kein Selbstgänger.» Am Samstag um 11.00 Uhr startet die Mannschaft mit dem ersten Training. Fans sind willkommen.
Titz, dem Hoffmann «einen Top-Job in den acht Bundesliga-Spielen» bescheinigte, sucht die richtigen Spielertypen für seine Philosophie. Die Routiniers Lewis Holtby, Aaron Hunt und Gotoku Sakai sollen die Jungen führen. Neue Gesichter sind rar. Nur Abwehrspieler David Bates (Glasgow Rangers), Mittelfeldakteur Christoph Moritz (1. FC Kaiserslautern) und Stürmer Manuel Wintzheimer (Bayern München) sind tatsächlich neu. Talente wie Stephan Ambrosius, Moritz Kwarteng, Marco Drawz, Tobias Knost und Josha Vagnoman aus dem eigenen Nachwuchs sind bekannt.
Für Halilovic, den Mini-Messi aus Kroatien, hat sich nach Ende seines Leihvertrages bei UD Las Palmas noch kein Interessent gefunden. Gekostet hat er einst fünf Millionen Euro. Nun darf er wie Walace bis zum 2. Juli auf Vereinssuche gehen. Ein Spezialfall ist Lasogga. Ursprünglich sollte der Top-Verdiener, der zuletzt an Leeds United ausgeliehen war, verkauft werden. Das klappte nicht. Aus der Not will der HSV eine Tugend machen: Lasogga kennt sich in der 2. Liga aus, hat dort für England in 32 Spielen 14 Tore erzielt. «Ich wehre mich nicht gegen einen Stürmer, der Tore schießt», sagt Titz.
Verlassen haben den Verein bereits Torjäger Nicolai Müller (Eintracht Frankfurt), André Hahn (FC Augsburg), Luca Waldschmidt (FC Freiburg), Christian Mathenia (1. FC Nürnberg), Bjarne Thoelke (Admira Wacker) und Dennis Diekmeier (unbekannt). Was aus Talent Fiete Arp wird, ist unklar. Geht er zu den Bayern? Titz meint, er bleibt.
(dpa)