Le Castellet – Die Rückkehr der Formel 1 nach Frankreich weckte bei Sebastian Vettel unschöne Erinnerungen. «Die Französisch-Stunden in der Schule, die habe ich nicht wirklich genossen», verriet der WM-Spitzenreiter vor dem Grand Prix in Le Castellet.
Der achte Saisonlauf auf dem Circuit Paul Ricard am Sonntag (16.10 Uhr) ist das erste Gastspiel der Rennserie in Frankreich seit zehn Jahren. Nur einen Punkt Vorsprung auf Titelverteidiger Lewis Hamilton nimmt Vettel mit in die Fahrt auf dem eher unspektakulären Hochgeschwindigkeitskurs zwischen Provence und Cote d’Azur.
«Es ist sehr eng. Aber das ist gut, dass es nicht so klar ist, so eintönig», meinte der Ferrari-Fahrer zur Situation im Titelduell. Mit dem Selbstbewusstsein seines jüngsten Start-Ziel-Sieges in Kanada sieht der 30-Jährige die Scuderia auch für die neue Herausforderung von Le Castellet bereit. «Es gibt keinen Grund, warum wir straucheln sollten», sagte Vettel.
Ins Grübeln musste zuletzt eher Hamilton geraten. Nach den schmerzhaften Niederlagen in Monaco und Kanada, die den Verlust der WM-Führung brachten, habe es intensive Krisenrunden bei Mercedes gegeben. «Wir hatten offene Gespräche, die Leute waren auch sehr selbstkritisch. Zu erkennen, dass wir es besser können, war sehr wichtig für uns», sagte der 33-Jährige.
Noch offen ist, ob Hamilton seine Jagd auf Vettel am Wochenende endlich mit einem verbesserten Motor starten kann. Eigentlich sollte die neue Triebwerksversion schon vor zwei Wochen zum Einsatz kommen, doch ein Materialfehler verhinderte dies. «Wir können nicht immer perfekt sein», sagte Hamilton.
Mit einer Spritztour auf dem Motorrad hatte sich der Brite zuvor mit der Rennstrecke vertraut gemacht, seine Vorfreude war spürbar. «Jetzt ist dieses Rennen zurück im Kalender, und ich will der Erste sein, der es gewinnt», sagte Hamilton.
Der Silberpfeil-Superstar ist wie Vettel einer von vier Piloten im aktuellen Fahrerfeld, die 2008 beim bislang letzten Frankreich-Rennen am Start waren. Damals in Magny-Cours kam Hamilton nur als Zehnter ins Ziel, holte am Saisonende dennoch seinen ersten WM-Titel.
Vettel, der 2008 im Toro Rosso abgeschlagen Zwölfter wurde, blickt lieber auf die starke Ferrari-Bilanz in Frankreich zurück. Kein Team hat so oft hier gewonnen. Auf dem Circuit Paul Ricard saß auch der bislang letzte Sieger in einem roten Auto: Alain Prost 1990. «Wenn das so bleibt, müssen wir ja nicht viel machen. Den Deal würde ich nehmen», scherzte Vettel.
Mit seinem 51. Grand-Prix-Sieg könnte der Hesse am Sonntag auch Prosts Bilanz egalisieren. «Ich bin zuversichtlich», sagte Vettel. Nach drei Siegen in sieben Saisonrennen wirkt der Heppenheimer optimistischer denn je, dass es dieses Jahr endlich mit dem fünften WM-Triumph klappen könnte. «Ich glaube an unser Paket, an unsere Stärken», sagte Vettel.
(dpa)