Gelendschik – Emil Forsberg geht es gut in Russland. Er mag das warme Wetter an der Schwarzmeerküste. In Sichtweite der Bucht der Gastgeberstadt Gelendschik lacht er im Training vor dem Duell mit Weltmeister Deutschland am Samstag (20.00 Uhr MESZ) oft und albert mit seinen Kollegen.
Dabei ist diese Fußball-WM in Russland noch längst nicht sein Turnier. Dem Profi von RB Leipzig fehlt es nach seiner durchwachsenen Saison in der Bundesliga weiterhin an Tempo, Präzision und Zug zum Tor – so, wie der gesamten schwedischen Offensive schon seit Wochen und auch beim 1:0 gegen Südkorea. «Ich habe mehr im Tank», sagte Forsberg deswegen völlig zurecht.
Gegen seine Wahlheimat Deutschland und seinen Club-Kollegen Timo Werner will der 26-Jährige endlich einlösen, was sich die Schweden bereits bei der EM vor zwei Jahren vom ihm versprochen haben. Denn schon in Frankreich zündete er nicht. Das fiel damals nicht so auf, weil Zlatan Ibrahimovic noch der Dreh- und Angelpunkt im Spiel und vor allem der öffentlichen Wahrnehmung war. Inzwischen aber ist der schwedische Rekordtorschütze nur noch der nervende Typ von früher – und Forsberg muss gemeinsam mit Ex-HSV-Stürmer Marcus Berg und Ola Toivonen vom FC Toulouse für den Betrieb in der Offensive sorgen. Berg spielt allerdings in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Und Toivonen kommt aus einer Saison ohne ein einziges Tor in Frankreich.
Torgefahr zu entwickeln ist für Forsberg und Co. deswegen auch gegen Deutschland wichtig und schwierig zugleich, denn offensiv denken die Schweden unter Trainer Janne Andersson oft erst nach allem anderen. «Wir sind ein kompaktes Team, wir greifen nicht so oft an. Wir wollen Torchancen gegen uns vermeiden», sagte Forsberg.
An acht Tore wie bei den beiden letzten Aufeinandertreffen mit dem DFB-Team (4:4, 5:3 für Deutschland) glaubt er deswegen auf keinen Fall. «Wir lassen nicht mehr viele Chancen zu. Ich hoffe, wir können lange ein 0:0 halten und dann ein Tor schießen. Das wäre mein Wunsch. Das wird schwer, aber nichts ist unmöglich.»
In Nischni Nowgorod attestierte er sich beim 1:0 gegen Südkorea unterm Strich ein gutes Spiel – wegen seiner Abwehrarbeit. «Ich bin stolz auf meine Leistung defensiv. Das war die Hauptsache heute. Es war schwer, ich hatte immer einen an mir dran. Wir haben gewonnen, das ist die Hauptsache.» Albin Ekdal, der nach der WM gern nicht mehr für den Hamburger SV spielen würde, war ebenfalls damit zufrieden, im Gegensatz zu Weltmeister Deutschland vor allem sicher zu stehen: «Jeder arbeitet für den anderen. Wir geben dem Gegner keinen Raum.»
Heraus kommt durch den schwedischen Ansatz deswegen auch eine Bilanz wie diese: In den fünf Länderspielen des Jahres 2018 erzielte Schweden zwei Tore. Das zweite war der Elfmetertreffer von Kapitän Andreas Granqvist gegen Südkorea. Aus dem Spiel heraus kamen die Skandinavier zum Auftakt zu kaum einer guten Möglichkeit – die klarste vergab Berg aus wenigen Metern frei vor dem Torwart.
Bezeichnend: Nach dem jahrelang laufenden Abonnement von Ibrahimovic auf den Titel Schwedens Fußballer des Jahres löste ihn 2017 Granqvist ab. Der ist 33 Jahre alt, spielte mit seiner körperbetonten und technisch nicht sonderlich feinsinnigen Art die vergangenen fünf Jahre beim russischen Club FK Krasnodar und ist: Innenverteidiger.
(dpa)