Moskau – Nach dem verpatzten Auftakt in seine womöglich letzte Fußball-WM drosch Lionel Messi den Ball frustriert in die Luft, riss sich die Kapitänsbinde vom Arm und versuchte irgendwie die Fassung zu bewahren.
Ein verschossener Elfmeter des Superstars und eine insgesamt nicht titeltaugliche Leistung der Argentinier bescherten gegen den wackeren WM-Neuling Island nur ein enttäuschendes 1:1 (1:1).
In Moskau ging der Vize-Weltmeister durch Messi-Kumpel Sergio Agüero in der 19. Minute zwar in Führung. Bundesliga-Legionär Alfred Finnbogason nutzte die Defensiv-Unzulänglichkeiten der Südamerikaner vier Minuten später zum Ausgleich. Den Sieg auf dem Fuß, zeigte Messi aber Nerven und scheiterte vor 44.190 Zuschauern am überragenden Hannes Thór Halldórsson im Tor der Isländer (64.).
«Das ist ein super Ergbnis für uns. Es ist immer schwer gegen uns – auch für Weltklassepspieler. Insgesamt ist das ein verdienter Punkt», sagte Finnbogason, der sich besonders über Islands erstes WM-Tor freute: «Ich bin sehr stolz, das bleibt für immer. Davon habe ich als kleiner Junge geträumt.» Argentinies Javier Mascherano meinte im ZDF dem verpatzten Start in die Gruppe D: «Das ist nicht das beste Gefühl. Wir haben das Mögliche gemacht, aber wir haben es nicht geschafft. Wir dürfen jetzt nicht aufgeben.»
Die Argentinier versuchten in der Anfangsphase Sicherheit in ihr Spiel zu bringen, denn sie liefen erstmals unter Trainer Jorge Sampaoli in dieser Formation auf. Die abgeklärt wirkenden Isländer verschafften sich schnell Respekt, gingen auch gegen Messi kompromisslos in jeden Zweikampf und machten dem Star des FC Barcelona das Leben schwer. Der 30-Jährige musste sich die Bälle selbst ungewohnt weit hinten erarbeiten, war aber wie gewohnt Dreh- und Angelpunkt im Spiel.
Die erste Chance für Island, das bei der EM 2016 in Frankreich als Überraschungsteam sensationell bis ins Viertelfinale gestürmt war, hatte Finnbogason (9.). Auf der Gegenseite löste der erste Schuss von Messi Raunen unter den Zuschauern aus, ehe der erst im April am Knie operierte Agüero aus zwölf Metern in den rechten Winkel traf. Bei seinem ersten WM-Tor überhaupt nutzte der nur 1,72 Meter kleine Offensivmann seine Wendigkeit im Strafraum gegen die großen Abwehrspieler Islands.
Fast im Gegenzug war Finnbogason erfolgreich. Dabei profitierte er von erneut groben Unzulänglichkeiten in der Abwehr der Argentinier, der Keeper Wilfredo Caballero wie befürchtet keinen großen Rückhalt geben konnte. Mit 36 Jahren bestritt er im gerade mal vierten Länderspiel sein WM-Debüt.
Island ließ sich auch vom eigenen Tor nicht verführen und blieb bei der Maximal-Defensiv-Taktik, wenn der oft hilflos wirkende Gegner mit Argentiniens neuem Rekordnationalspieler Javier Mascherano (144 Einsätze) den Ball hatte. Nicht mal Messi blieb Raum zur Entfaltung – das änderte sich auch in der zweiten Halbzeit nicht.
Der agile Messi selbst hätte für die erneute Führung sorgen können, doch der fünfmalige Weltfußballer scheiterte mit seinem Strafstoß an Halldórsson. Von seinen letzten sieben Elfmetern verschoss Messi zuletzt vier. Zuvor war Maximiliano Meza nach einem Kontakt mit Hördur Magnusson zu Fall gekommen.
Messi wollte es nach seinem Patzer erst recht erzwingen. Gefühlt landete jeder zweite Pass der Argentinier bei ihm. Doch er wurde immer mehr zur tragischen Figur. Denn was er auch machte, die nimmermüden Isländern warfen sich dazwischen. Oder er zielte knapp vorbei – wie bei seiner besten Gelegenheit neun Minuten vor dem für ihn so bitteren Schlusspfiff.
(dpa)