St. Petersburg – Die politischen Spannungen mit Russland lassen Englands Fußballer bei der WM besonders vorsichtig sein. Trainer Gareth Southgate, die Spieler und der gesamte Stab der Three Lions erhielten eine Schulung von Sicherheitsexperten.
Darunter sollen sogar Tipps gewesen sein, wie sie ihre Habseligkeiten im Hotel am besten verstecken, ohne den Safe zu nutzen. Auf den Handys der Spieler soll besondere Sicherheitssoftware installiert worden sein. Ein bisschen Paranoia ist nicht von der Hand zu weisen.
Dabei ist es so idyllisch im Teamquartier im beschaulichen Urlaubsörtchen Repino unweit von St. Petersburg. Die Vögel zwitschern, es duftet nach Wald und der Strand am Golf von Finnland ist auch nicht weit. Doch das Hotel mit dem seltsamen Namen «forRestMix» ist nicht nur von hohen Bäumen umgeben, sondern auch von einem dicken Sicherheitszaun. Soldaten bewachen das Gelände rund um die Uhr.
Trotz aller Sicherheitsbedenken ist die Stimmung im englischen Lager bestens. Dabei sind die Erwartungen an Southgates Mannschaft in der Heimat – zumindest bisher – ungewöhnlich gering. Das blamable EM-Aus 2016 gegen Island wird immer wieder genannt. Und in Brasilien vor vier Jahren kam das bittere Aus schon in der Gruppenphase. 52 Jahre liegt der einzige Titel zurück.
Doch die Spieler sind optimistisch. «Vielleicht schreiben uns alle ab, aber wir glauben, dass wir hier ein großartiges Team haben», sagte Verteidiger Kieran Trippier beim Training. Am Montag muss das in Wolgograd gegen Tunesien erstmals bei der WM bewiesen werden.
In den Vorbereitungsspielen zeigte die Formkurve der Three Lions nach oben. Beim 2:1 gegen Nigeria genügte eine starke Halbzeit zum knappen Sieg. Beim abschließenden 2:0 gegen Costa Rica bot England über die gesamte Spielzeit ansehnlichen Fußball. Marcus Rashford, dem gegen die Ticos ein Traumtor gelang, verletzte sich vor dem Abflug, konnte am Freitag allerdings schon wieder am Training teilnehmen, wird gegen Tunesien wohl zunächst auf der Bank sitzen.
Im Angriff sind die Angreifer Harry Kane und Raheem Sterling so gut wie gesetzt, dahinter voraussichtlich Ashley Young, mit 32 Jahren der älteste Spieler der Three Lions, und Trippier. Der 27-Jährige, der mit Harry Kane auch bei Tottenham Hotspur zusammenspielt, geriet richtig ins Schwärmen. «Wir haben so viel Qualität in diesem Team», sagte er, «das ist fast beängstigend: die Dynamik, die Jugend. Wir glauben, dass wir sehr weit kommen können.»
Während die Fans in der Heimat noch skeptisch sind, traut Starcoach José Mourinho von Manchester United Southgates Elf bei der WM eine Überraschung zu. «Ja, ich glaube, sie können es schaffen», sagte Mourinho dem Sender Sky Sports. Stürmerstar Kane hatte schon vor dem Turnier klargestellt, was sein Ziel ist. «Ich fahre nach Russland, um das Turnier zu gewinnen», sagte er der Deutschen Presse-Agentur. «Wenn ich was anderes sagen würde, würde ich lügen.»
(dpa)