Nach Real-Wechsel: Rätselraten um Lopeteguis Zukunft

Krasnodar – Der bevorstehende Wechsel von Nationaltrainer Julen Lopetegui zu Real Madrid hat im spanischen Verband und WM-Quartier für helle Aufregung gesorgt.

Selbst eine Trennung von dem 51-Jährigen scheint kurz vor der ersten Weltmeisterschafts-Partie des Topfavoriten gegen Portugal nicht mehr ausgeschlossen. Eine vom spanischen Verband angesetzte Pressekonferenz mit Lopetegui wurde um eine Stunde verschoben. «Kanonenschuss gegen die Selección» titelte sogar die Real nahestehende Madrider Sportzeitung «AS».

Der nur zehn Minuten vor der offiziellen Bekanntgabe informierte neue Verbandspräsident Luis Rubiales koche vor Wut, heißt es in Medienberichten weiter. Rubiales habe sogar erwogen, Lopetegui noch vor dem so wichtigen ersten WM-Spiel gegen Europameister Portugal in Sotschi rauszuwerfen, hieß es.

«Rubiales fühlt sich verraten. Real hat schlecht gehandelt, Lopetegui noch schlechter. Der Trainer hat die Konzentration auf die WM kaputt gemacht», sagte der gut informierte Journalist Manu Carreño in der Radiosendung «El Larguero».

Nicht nur daheim in Spanien, sondern auch im Teamlager des Weltmeisters von 2010 in Krasnodar löste der angekündigte Trainer-Transfer große Missstimmung aus.

Bei den Diskussionen geht es nicht nur darum, dass Lopetegui offenbar mitten in der Vorbereitung auf die WM mit dem Champions-League-Sieger verhandelt hat. Auch und vor allem der Zeitpunkt der Bekanntgabe sei «schrecklich» gewesen, schreibt zum Beispiel «AS». Der Verband RFEF reagierte erst 50 Minuten nach der Real-Mitteilung mit einer dürren Presseerklärung, in der er die Ausstiegsklausel in Lopeteguis Vertrag bestätigte und um volle Konzentration auf das Portugal-Spiel bat.

Lopetegui habe noch am Dienstag in Krasnodar vor die Presse treten wollen, Rubiales habe ihm das aber untersagt, hieß es in den spanischen Medien. An der Pressekonferenz des 51 Jahre alten Trainers will der verärgerte Rubiales nicht teilnehmen, ursprünglich war er angekündigt.

Rubiales habe Lopetegui und Real-Boss Florentino Pérez darum gebeten, dass die Verpflichtung erst nach der WM bekanntgegeben wird. Vergeblich. Die Fachzeitung «Mundo Deportivo» spricht auf Seite eins von einer «Bombe», das Konkurrenzblatt «Sport» von einer «Madrider Rakete gegen La Roja» und auch davon, dass Pérez «die Nationalmannschaft in die Luft gejagt» habe.

Auch die meisten Nationalspieler seien verärgert, so «Sport». Nur die bei Real kickenden Stars um Kapitän Sergio Ramos und Isco seien froh. Mit der Ruhe und der Eintracht im Team ist es jedenfalls vorbei beim Weltmeister von 2010. Kommentar von Radio Marca: «Das ist mehr ein Meteorit als eine Bombe, die hier eingeschlagen hat.»


(dpa)

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