Kerber unterliegt im Viertelfinale der French Open Halep

Paris – Auch für Angelique Kerber ist eine bemerkenswerte Tennis-Reise durch die French Open im Viertelfinale zu Ende gegangen. Am Tag nach dem verletzungsbedingten Aus von Alexander Zverev schaffte es die einstige Nummer eins der Welt auch im zweiten Versuch nicht ins Halbfinale von Paris.

Kerber verlor 19 Jahre nach dem letzten Triumph von Steffi Graf 7:6 (7:2), 3:6, 2:6 gegen Rumäniens Weltranglisten-Erste Simona Halep. Damit misslang die Revanche für das Halbfinal-Aus bei den Australian Open im Januar.

«Ich bin nach dem ersten Satz stark geblieben», sagte Halep. «Sie bringt immer den Ball zurück, und ich habe zu viel versucht. Dann habe ich die Taktik geändert, und das war erfolgreich.»

Die zweimalige Paris-Finalistin Halep trifft in der Vorschlussrunde an diesem Donnerstag auf Wimbledonsiegerin Garbiñe Muguruza aus Spanien, die der zweimaligen French-Open-Siegerin Maria Scharapowa aus Russland beim 6:2, 6:1 keine Chance ließ. Im anderen Semifinale kommt es zwischen US-Open-Siegerin Sloane Stephens und US-Open-Finalistin Madison Keys zu einem Duell zweier Amerikanerinnen.

«Mal schauen, wie lange die Reise noch geht», hatte Kerber vor dem Match erklärt. In ihrem zweiten French-Open-Viertelfinale nach 2012 erwischte Kerber am frühen Nachmittag unter dem anfangs bedeckten Pariser Himmel einen Blitzstart. Nach einem Break zum Auftakt hieß es nach wenigen Minuten 2:0, dann war auch Halep wach. Mit Macht stemmte sich die 26-Jährige gegen einen weiteren Aufschlagverlust, schon zu diesem Zeitpunkt waren Kampfgeist und Lautstärke von beiden Spielerinnen voll da.

Auch dieses Break zum 3:0 schaffte Kerber auf dem Court Suzanne Lenglen, wo sie zwei Tage zuvor die französische Lokalmatadorin Caroline Garcia entzaubert hatte. Wie angekündigt, versuchte die einstige Australian- und US-Open-Siegerin nach Möglichkeit auch, selbst Druck auszuüben, um nicht ständig nur aus der Defensive agieren zu müssen. Weil Halep weiterhin mehr Fehler einstreute, stand es dann sogar schon 4:0.

Die Zuschauer auf dem sich allmählich füllenden zweitgrößten Platz im Stade Roland Garros munterten Halep auf, weil sie ein spannenderes Match sehen wollten. Das bekamen sie, weil Halep die Intensität und Aggressivität weiter erhöhte und ihre Fehlerquote verringerte. Kerber verpasste das mögliche 5:2 und kassierte nach der anfangs klaren Führung den Ausgleich. Beim 6:5 verlor sie ihr Aufschlagsspiel, doch im Tiebreak half ihr Halep dann wieder mit einigen Fehlern.

Danach verließ Kerber kurz den Platz, dies schien sie allerdings eher aus dem Rhythmus zu bringen. Die Sportlerin des Jahres 2016 lag sofort 0:2 hinten und schenkte nun ihrerseits Halep zu viele leichte Punkte. Das 1:4 konnte sie verhindern und war nun wieder voll im Match, während die Wolken am Himmel aufrissen. Doch nachdem Kerber das mögliche Rebreak zum 4:4 verpasste, war nach einem Doppelfehler der zweite Satz weg. Es war Kerbers erster Satzverlust im Turnier.

Im entscheidenden Durchgang lag sie sofort wieder 0:2 hinten und ließ sich nach dem Rebreak zum 1:2 am linken großen Zeh behandeln. Halep konterte sofort und war insgesamt die aktive und bessere Spielerin. Nach 2:14 Stunden feierte sie den sechsten Sieg im zehnten Vergleich.

Aus Sicht von Steffi Graf hat Kerber dennoch ihre sportliche Krise überwunden. «Das sieht wirklich so aus. Sie hat wieder den Glauben an sich selbst gefunden, spielt mit Selbstbewusstsein und Sicherheit», sagte Tennis-Idol Graf vor dem Viertelfinale. «Mir imponiert ihre Willenskraft und Leidenschaft», fügte die 48-Jährige in einem Interview des Portals spox.com hinzu.


(dpa)

(dpa)