Überraschungen und olympischer Glanz 

Planica – Der erste Einzel-Olympiasieg seit 24 Jahren und ein Novum in der zehnjährigen Ära von Bundestrainer Werner Schuster: Die deutschen Skispringer haben in diesem Winter überrascht und überzeugt. 

In Abwesenheit des verletzten Frontmanns Severin Freund sprangen Richard Freitag und Andreas Wellinger endgültig ins Rampenlicht. Ab dem kommenden Winter können sie die großen Titel als Trio angreifen. Adler-Typen eines erfolgreichen Winters:

DER BESTÄNDIGE: Für Richard Freitag änderte sich vor der neuen Saison einiges. Der gebürtige Sachse zog im Sommer nach Oberstdorf, ließ sich einen markanten Schnauzer wachsen und fing plötzlich an zu siegen. Drei Erfolge gab es bis zur Vierschanzentournee. Dort nahm Freitag Kurs auf das Podest, bis er in Innsbruck unglücklich stürzte. Die überkreuzten Skienden und der Fall schmerzen dem 26-Jährigen, doch olympisches Team-Silber, Bronze bei der Flug-WM und Rang zwei im Gesamtweltcup dürften ein starker Trost sein. «Es ist ein Tag zum Genießen», erklärte er in Planica.

DER MANN DES MOMENTS: Vor Olympia? Ein Sieg? Nach Olympia? Null  Siege. Doch während der Pyeongchang-Spiele ist Wellinger voll da und sichert sich den ersten deutschen Einzel-Olympiasieg seit Jens Weißflog 1994. Gelöst lässt der Bayer Silber von der Großschanze folgen und führt das Team zu Silber. Erstmals in der Ära Schuster holen die DSV-Adler bei einem Großereignis eine Medaille im Einzel und im Team. Wellinger wird zudem Gesamtzweiter der Tournee. «Es war im Großen und Ganzen eine Wahnsinnssaison», sagt Wellinger.

DER UNBERECHENBARE: Podest oder Mini-Hüpfer: Bei Markus Eisenbichler ist alles möglich. Mit starker Form findet der Bayer in die Saison.  Den Tiefpunkt gibt es bei Olympia: Coach Schuster berücksichtigt ihn nicht für das Team, das DSV-Quartett wird ohne ihn Zweiter. Gut eine Woche später wird er in Lahti Zweiter im Einzel und ringt mit den Tränen. «Es gibt solche und solche Tage. Ich heiße halt nicht Kamil Stoch», analysiert Eisenbichler.

DIE UNSCHEINBAREN: Viel Konstanz, die sich mit einer Medaille bei den Winterspielen ausgezahlt hat: Karl Geiger und Stephan Leyhe springen bei den Weltcups verlässlich unter die besten 15. Ausreißer nach oben gibt es im Einzel selten. Der Bayer Geiger und der Hesse Leyhe wollen über den Sommer-Grand-Prix den nächsten Schritt nach vorne machen.

DER ZUSCHAUER: Alle Winter-Hoffnungen lösten sich für Olympiasieger Severin Freund bereits im Juli auf. Reruptur des Kreuzbandes, eine ganze Saison Pause. Der Bayer trainiert tapfer in den Loipen der  Heimat und kommt immer wieder als Glücksbringer für die Kollegen an die Schanze. Im nächsten Winter will er selbst wieder angreifen. «Road to Seefeld» lautet Freunds Motto. In dem kleinen Ort in Tirol findet 2019 die Nordische Ski-WM statt.


(dpa)

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