FIFA vor WM-Okay für Videobeweis – Streit um Club-WM

Bogotá (dpa) – Trotz der Dauerdebatten in der Bundesliga geht es im Grunde nur noch um Details: Wenn das FIFA-Council am Freitag in Bogotá zusammenkommt, gilt das Okay der Funktionäre für die Anwendung des Videoschiedsrichters bei der WM in Russland schon als ausgemachte Sache.

Viel brisanter ist die Diskussion um die von Weltverbandschef Gianni Infantino angestrebte nächste Aufblähung eines Fußball-Turniers. In der Bundesliga regt sich schon heftiger Widerstand gegen die präsidiale Idee einer Club-WM mit 24 Teams mitten im Sommer.

Die UEFA-Abgeordneten sind in ihrer Ablehnung des Infantino-Plans nur scheinbar Verbündete der reichen europäischen Vereine. Deren Idee einer Global Nations League will den Club-Vertretern überhaupt nicht gefallen. Wie der Konflikt entschärft werden kann, ist derzeit ein großes Rätsel.

Die wichtigste Debatten beim Treffen des FIFA-Councils in Bogotá:

VIDEOSCHIEDSRICHTER: Infantino will die Video-Schiedsrichter bei der WM. Also bekommt er sie auch. Nach der allgemeinen Erlaubnis durch das International Football Association Board Anfang März, stellt sich nur noch die Frage, welche Sicherheitsstufen die FIFA einbaut, damit das Video-Projekt nicht ausgerechnet bei der WM im Chaos endet. DFB-Präsident Reinhard Grindel hat schon klar formuliert, dass er von Infantino Antworten will zum konkreten Ablauf, um verwirrende Szenen wie beim Confed Cup oder in der Bundesliga-Hinrunde zu vermeiden.

So soll die Schulung der Videoreferees schnell vorangetrieben werden. Aussagen über einen möglichen Einsatz der Video Assistant Referees (VAR) im Kölner Bundesliga-Keller wurden von der FIFA dementiert. Dabei hat die Idee durchaus Charme; denn gerade die deutschen Assistenten sind nach vielen Anfängerfehlern weiter als ihre internationalen Kollegen.

Tendenz: 99 Prozent der Schiedsrichter-Entscheidungen seien mit Hilfe der VAR korrekt, behauptet Infantino. Die Council-Mitglieder werden ihrem Chef folgen und Grünes Licht für die Video-Referees bei der WM geben.

CLUB-WM: Die Erhöhung der WM-Teilnehmer auf 48 Teams hat Infantino konsequent durchgezogen. Jetzt will der FIFA-Boss die Club-WM zu einem ernsthaften Event machen und künftig mit 24 Teams im Sommer spielen lassen, statt mit sieben im Dezember. «Ich denke, es wird im Sommer 2021 beginnen, alle vier Jahre mit 24 Teams, die Hälfte davon aus Europa in acht Gruppen à drei Mannschaften, dann Viertelfinale, Halbfinale und Finale», beschrieb Infantino bereits seine Vision. Der Hintergrund ist klar. Die FIFA braucht Geld. Eine Mega-Club-WM wäre viel besser zu vermarkten, als das Miniturnier mitten im Winter.

Doch der Widerstand formiert sich schon. Der FC Bayern wäre bei einer solchen Quote immer dabei. «Ich muss offen und ehrlich sagen, ich sehe langsam die FIFA und die UEFA in einer Situation, die, ich muss fast sagen, schamlos und aggressiv, die Gesundheit der Spieler gefährdet», wetterte Münchens Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge.

Tendenz: Setzt sich Infantino wieder durch, wird die Mega-Club-WM beschlossen. Der Protest aus Europa kann aber womöglich nicht so einfach ignoriert werden, so dass eine Entscheidung möglicherweise auf den Sommer vertagt wird.

GLOBAL NATIONS LEAGUE: Die nächste Entwicklungsstufe der europäischen Nations League steht gar nicht auf der Council-Agenda. Und doch wird das Thema in Bogotá die Funktionäre beschäftigen. UEFA-Chef Aleksander Ceferin hat die Idee als möglichen Gegenentwurf zu einer größeren Club-WM ins Spiel gebracht. Er muss aus strategischen Gründen die europäischen Vereine vor der Infantino-Idee schützen. Auf Gegenliebe stieß er mit seinem Vorstoß aber auch nicht. «Der Kalender ist randvoll mit Terminen, das ist jetzt schon grenzwertig. Ich bin der Auffassung, dass keiner der diskutierten Wettbewerbe notwendig ist», sagte Leverkusens Sportdirketor Rudi Völler der Deutschen Presse-Agentur.

Die Idee der Global Nations League (GNL) sieht allerdings gar keine zusätzlichen Termine vor. Der Nationalmannschaftswettbewerb soll nur ein weltweites Finalturnier bekommen, bei dem drei Europäer gegen die fünf Kontinentalmeister der anderen FIFA-Konföderationen in einem ohnehin für Länderspiele reservierten Zeitfenster spielen. Allein diese Idee ist aber schon eine Provokation für Infantino, da somit eine neue Mini-WM installiert würde, die der einzigen FIFA-Geldmaschine, der großen WM, Aufmerksamkeit und damit Sponsoren-Gelder streitig machen könnte.

Tendenz: In einem Kuhhandel könnten Club-WM und GNL gemeinsam durchgewunken werden. Das wäre ein Coup zu Lasten der europäischen Vereine. Wahrscheinlicher ist die Vertagung einer Entscheidung.

CONFEDERATIONS CUP: Deutschland wird für immer amtierender Confed-Cup-Sieger bleiben. Diese These scheint nicht gewagt, denn der WM-Testlauf hat keine Fürsprecher mehr. Schon bei der letzten Auflage im Sommer 2017 in Russland wurde deutlich, dass die FIFA daraus keinen finanziellen Nutzen schlagen kann. Logistisch macht eine WM-Generalprobe für Katar 2022 keinen Sinn.

Tendenz: Das Acht-Nationen-Turnier der kontinentalen Champions wird als Manövriermasse für neue Wettbewerbe schnell abgewickelt.

(dpa)