Pula (dpa) – Fernab des illustren Tennis-Spektakels von Indian Wells fängt Laura Siegemund im kleinen Rahmen an. In einem Tennis-Club auf der Ferieninsel Sardinien tritt die frühere deutsche Nummer zwei fast zehn Monate nach ihrem Kreuzbandriss erstmals wieder an.
Das ITF-Turnier in Santa Margherita di Pula soll für die Metzingerin in dieser Woche ein erster Schritt zurück zu der glänzenden Form werden, mit der sie Ende April 2017 das WTA-Turnier in Stuttgart gewann. «Ich merke schon, dass ich da einfach noch heiß drauf bin und Freude habe, wieder rauszugehen und Wettkampf-Tennis zu spielen», sagte Siegemund, die sich eine «gute Portion Gelassenheit» vorgenommen hat, der Deutschen Presse-Agentur. «Für mich läuft der nächste Monat noch unter dem Aspekt Trainingsphase.» Es gehe darum, ein paar Matches zu spielen und «noch nicht vordergründig um die Ergebnisse».
Auf Sardinien ist die 30-Jährige die Topgesetzte, obwohl sie während ihrer langen Verletzungspause von Position 32 auf Weltranglistenplatz 72 abgerutscht ist. Als Zweitbeste hat sich Cagla Buyukakcay aus der Türkei als Nummer 162 der Welt angemeldet. 25 000 Dollar Preisgeld werden insgesamt verteilt, beim Hartplatz-Mega-Event in Indian Wells sind es rund acht Millionen.
«Ich habe die klare ärztliche Empfehlung auf Sand zu spielen. Indian Wells und Miami waren für mich vom Arzt nicht freigegeben», sagt Siegemund. «Und Sand ist mein Lieblingsbelag, daher wollte ich mir den Einstieg einerseits fürs Knie und auch für mich erleichtern.» Ihr Knie erfordere noch für eine längere Zeit «ein spezielles zusätzliches Training».
Nach zwei Turnieren in Santa Margherita di Pula will Siegemund vom 2. bis 8. April in Charleston wieder auf der WTA-Tour dabei sein. Ende April stünden dann gleich zwei sportliche Highlights in Stuttgart an, wo die 30-Jährige wohnt: Direkt vor dem Porsche Grand Prix spielt das deutsche Fed-Cup-Team dort um den Einzug ins Finale. «Alle deutschen Spielerinnen, die zur Verfügung stehen, kommen für mich infrage. Da gehört mit Sicherheit auch Laura dazu», sagt Teamchef Jens Gerlach zum Halbfinale gegen Tschechien am 21. und 22. April. «Ich wünsche mir, dass sie gut reinfindet.»
Fürs anschließende, hochklassige Stuttgarter WTA-Turnier hofft Siegemund auf eine Wildcard. In der schwäbischen Heimat hatte sie vor einem Jahr ihren größten Erfolg gefeiert, nur gut drei Wochen später passierte dann in Nürnberg der folgenschwere falsche Schritt. Siegemund sei in der «Form ihres Lebens», hatte die Verantwortliche im deutschen Damen-Tennis, Barbara Rittner, damals gesagt, und ihr sehr gute Chancen für die French Open in Paris zugeschrieben.
Als Jugendliche waren der Metzingerin einst Erfolge ähnlich wie Steffi Graf zugetraut worden. Aber erst nach einer Karrierepause und einem Psychologie-Studium fand Siegemund ihr Glück auf der Tennis-Tour. «Natürlich möchte ich so schnell wie möglich in meine Bestform kommen, ist ja klar. Aber je mehr man sich stresst, desto schwerer macht man es sich», sagt sie nun.
Die mentale Herausforderung eines Matches hat ihr zuletzt gefehlt, die Abstinenz vom Profi-Zirkus hat sie aber auch genossen. Die Zeit nutzte sie zum Beispiel für einen Psychologie-Vortrag vor Trainern über Stragien gegen negative Gedanken. «Ich hatte eine sehr positive Auszeit vom Sport», erzählt sie. «Nichtsdestotrotz freue ich mich jetzt, wieder zurück auf die Tour zu kommen.»
(dpa)