Barcelona – 92 Tage nach der letzten Zielflagge 2017 nimmt die Formel 1 wieder Fahrt auf. Wenn am Montag der Circuit de Catalunya bei Barcelona um 09.00 Uhr freigegeben wird, beginnt das erste Kräftemessen zwischen Weltmeister Mercedes und den von Ferrari angeführten Herausforderern.
«Das ideale Szenario ist, dass wir vornewegdüsen und mit alldem nichts zu tun haben, da wäre ich nicht eingeschnappt, wenn es so wäre», sagte Scuderia-Starpilot Sebastian Vettel mit einem leichten Schmunzeln.
Zum vierten Mal wird der mittlerweile 30-Jährige mit Ferrari in eine Saison starten. So nah dran an Mercedes wie im vergangenen Jahr war die Scuderia seit der sportlichen Machtübernahme der Silberpfeile ab 2014 noch nie. Mit einem noch radikaleren Wagen für 2018 will das italienische Traditionsteam nun die Lücke schließen. «Was einen unheimlich großen Unterschied dieses Jahr ausmacht, ist die Aufmerksamkeit fürs Detail», betonte Vettel. «Ich glaube, da haben wir einen großen Schritt nach vorn gemacht.»
Die ersten vier Tage von insgesamt acht Testtagen werden dies eventuell bestätigen – oder auch nicht. Ferrari, für das Kimi Räikkönen am Montag beginnt, nahm ebenso wie Mercedes, das am Vormittag Valtteri Bottas und am Nachmittag Champion Lewis Hamilton auf die Strecke schicken will, die Stärken des 2017er-Modells mit. Die Schwächen hoffen beide Teams ausgemerzt zu haben. Nicht anders verhält es sich bei Red Bull.
Diese drei Teams zählen wieder zu den Hauptsieganwärtern, mit Mercedes und Titelverteidiger Hamilton als Topfavorit. Selbst wenn Teamchef Toto Wolff insistiert: «Alles fängt bei null an.» Und es dürfte wie immer sein, wenn es losgeht: Die Teams probieren viel, verraten möglichst wenig. Geheimniskrämerei gehört dazu.
Die Regeln haben sich für Formel-1-Verhältnisse nicht so gravierend geändert. Manches wie das Aus für Grid Girls und die dafür nun eingesetzten Grid Kids wird für die Fans ebenso erst sicht- und spürbar wie die neuen, späteren Startzeiten, wenn die Saison mit 21 Rennen in knapp einem Monat am 25. März beginnt. Oder auch die Tatsache, dass nur noch drei Motoren eingesetzt werden dürfen, sonst drohen Strafen.
Anderes wird schon jetzt ins Auge fallen, wie der neue Cockpitschutz Halo. Egal ob die Rote Göttin von Ferrari, der Silberpfeil von Mercedes, der neuerdings in Papaya-Orange lackierte McLaren mit Renault-Antrieb von Fernando Alonso oder der zunächst in Tarnoptik vorgestellte Red Bull – an der gewöhnungsbedürftigen Bügelkonstruktion führt kein Weg vorbei.
Mercedes-Teamchef Wolff würde sie am liebsten mit einer Kettensäge entfernen. Die Ingenieure mussten Schwerstarbeit leisten, um das über sechs Kilo wiegende Halo in das Gesamtwerk Formel-1-Auto zu integrieren und die Traglast des Chassis vergleichbar mit einem Doppeldecker-Bus zu garantieren.
Ein Fan von Halo ist auch Nico Hülkenberg nicht. Mit 30 Jahren ist er so alt wie Landsmann Vettel. Von den vier Weltmeistertiteln, 47 Rennsiegen, 50 Pole Positionen und 99 Podiumsplätzen des Hessen ist der Rheinländer Welten entfernt. Hülkenberg hält den Rekord als Fahrer mit den meisten Grand-Prix-Anmeldungen (137) ohne Podestplatz.
Mit seinem teilweise knallgelben Renault will Hülkenberg aber an seine starken Leistung 2017 anknüpfen. «Wir sind in einer guten Position», sagte er und sprach vermutlich für alle Piloten unmittelbar vor dem Testauftakt: «Setzt mich ins Auto.»
(dpa)