Mailänder Modewoche: Gucci ist im Posthumanismus

Mailand – Wer bestimmt, was wir sind? Klingt wie ein Philosophieseminar, ist aber Mailänder Modewoche. Der Mann für solche Grundsatzdebatten heißt Alessandro Michele, ist Kreativdirektor von Gucci und seit drei Jahren verantwortlich für den derzeit größten Hype in der Modewelt.

Warum, das unterstrich er am Mittwoch anlässlich der bis Montag laufenden Fashion Shows für die Saison Herbst/Winter 2018/19 eindrucksvoll.

Es war wie immer ein Aberwitz an Ideen, die er zusammenbringt. Michele erzeugt dabei auf dem Laufsteg Bilder, die auch verstören können. Und dann erst diese Showlocation: ein nachgebauter Operationssaal. In seinen Pressetexten, die eher Essays sind, stößt er wichtige Debatten an.

Zum Beispiel: Unsere Identität ist nur eine soziale und kulturelle Konstruktion. Mann oder Frau, Christ oder Muslim (es gab Hidschabs zu sehen), Hoch- oder Straßenkultur – Alessandro Michele hält nichts von solchen Kategorien. Er ist bereits im Posthumanismus. «Cyborg», so nannte er die Gucci-Show – nach seiner Definition: hybride Identitäten.

Mit einer spektakulären Installation hatte Moncler am Dienstagabend die Mailänder Modewoche eingeläutet. Statt eine Fashion Show zu sehen, durchliefen die Gäste einen Parcours von acht monumentalen Rauminstallationen. In jeder präsentierte ein anderer Designer seinen Blick auf die Marke.

Im Mittelpunkt der Kollektionen stand die Daunenjacke, das Schlüsselelement des italienischen Traditionslabels. Pierpaolo Piccioli zum Beispiel, im Hauptberuf Kreativdirektor bei Valentino, schuf gesteppte Couture-Kreationen. Der Brite Craig Green verpackte den Mensch in wuchtige, surreal anmutende Kleidungs-Skulpturen.


(dpa)

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