Bayern-Gegner Besiktas: «Abgezockte Truppe» mit Erfahrung

Istanbul – Drei Worte stehen für das neue Selbstbewusstsein von Besiktas Istanbul, am Dienstagabend Gegner des FC Bayern München im Achtelfinal-Hinspiel der Champions League: «Come to Besiktas». Seinen Ursprung hat der Slogan im Internet.

Wann immer in den vergangenen Transferfenstern Gerüchte um den Wechsel eines namhaften Spielers zu Besiktas aufkamen, wurden dessen Einträge in sozialen Medien von Fans des Clubs mit zahlreichen «Come to Besiktas»-Kommentaren versehen. Im Falle des spanischen Stürmers Diego Costa sogar millionenfach. 

Die Bayern griffen die Kampagne am Montag in einer Co-Produktion mit den Türken auf, um per Twitter-Clip für das Hinspiel-Duell zu werben. Besiktas-Starverteidiger Pepe fordert Bayerns Sturm-Ass Robert Lewandowski auf, zu Besiktas zu kommen. Der Pole kontert: «Come to Bayern» und erinnert damit daran, dass das Hinspiel in der Münchner Allianz Arena stattfinden wird.

Diego Costa kehrte zu Atlético Madrid zurück, Lewandowski schwebt in anderen Sphären, doch Besiktas-Präsident Fikret Orman denkt in großen Kategorien: «Wir haben in der Türkei gewisse Erfolge erzielt», sagte er. «Jetzt machen wir erste Schritte dahin, ein weltweit bedeutender Verein zu werden.» 

Die Aufbruchstimmung bei Verein und Fans hängt mit der sportlichen Entwicklung zusammen. Lange Zeit hatte Besiktas gegen die zwei Stadtrivalen Fenerbahce und Galatasaray das Nachsehen gehabt, zuletzt holten die Adler aber zwei Mal die Meisterschaft. Die Vorrunde der Champions League schloss man als Gruppenerster und ohne Niederlage ab, das war vorher noch keinem türkischen Club gelungen.

Nun rechnen sich die Verantwortlichen auch gegen den deutschen Rekordmeister Chancen aus. «Der Gegner ist stark, aber wir sind auch keine schwache Mannschaft», sagte Orman. Auch Vizepräsident Ahmet Nur Cebi gab sich optimistisch: «Wir haben die gleichen Chancen wie Bayern München.»

Auf dem Platz setzt Besiktas auf offensiven Fußball und erfahrene Akteure. Im Kader befinden sich international bekannte Profis wie die portugiesischen Europameister Ricardo Quaresma und Pepe, Arturo Vidals chilenischer Nationalmannschaftskollege Gary Medel oder der spanische Mittelstürmer Alvaro Negredo. Der frühere Hamburger Tolgay Arslan machte am Bosporus eine gute Entwicklung.

Von einer «abgezockten Truppe» sprach Ralph Hasenhüttl, der mit RB Leipzig beide Gruppenspiele gegen Besiktas verlor. Gegen den AS Monaco stellte Besiktas-Trainer Senol Günes die mit einem Durchschnittsalter von 31,1 Jahren älteste Startelf der aktuellen Champions-League-Spielzeit auf.

In der Königsklasse hat sich die große Erfahrung bislang bezahlt gemacht. National tritt Besiktas in dieser Saison dagegen nicht so dominant auf wie in den vergangenen zwei Jahren. Mit fünf Punkten Rückstand auf Spitzenreiter Istanbul Basaksehir reicht es derzeit nur zu Platz 4. Am Wochenende gab es beim Abstiegskandidaten Konyaspor ein enttäuschendes 1:1. 

In München müssen Pepe und Co. ohne Unterstützung ihrer Fans auskommen. Nach Ausschreitungen bei einem Europa-League-Spiel im vergangenen Jahr gegen Olympique Lyon wurden beide Vereine von der UEFA mit einer Bewährungsstrafe belegt. Bei weiteren Vorkommnissen droht der Ausschluss aus dem Europapokal. Daher hat der türkische Club auf das ihm zustehende Gastkontingent (etwa 3800 Eintrittskarten) für das Hinspiel verzichtet. 


(dpa)

(dpa)