Pyeongchang – Gestatten, Johannes Kühn, Olympia-Debütant. «Da bin ich schon überrascht, muss ich sagen», sagt der 26-Jährige. Im Biathlon-Gesamtweltcup liegt der Zollwachtmeister auf Platz 27.
Der viermalige Junioren-Weltmeister und Staffel-Europameister hat sich nach zwei schweren Schulterverletzungen in den Jahren 2013 und 2016 zurückgekämpft. Im letzten Rennen vor Olympia hatte er als Fünfter hinter Benedikt Doll nur knapp das Podest verfehlt.
Für Doll, den gesundheitlich angeschlagenen Olympia-Dritten in der Verfolgung, läuft Kühn nun am Donnerstag (12.30 Uhr/MEZ) das 20-Kilometer-Einzel in Pyeongchang. Und befindet sich dabei in guter Gesellschaft: Denn auch Arnd Peiffer wird bei seiner dritten Olympia-Teilnahme erstmals den langen Kanten laufen. Der Sprint-Olympiasieger, Massenstart-Weltmeister Simon Schempp und Ex-Champ Erik Lesser komplettieren das deutsche Team.
Mit seinem Olympia-Einsatz hatte Kühn nicht mehr gerechnet. «Ich war Ersatzmann für den Sprint. Dass man dann im Einzel zum Einsatz kommt, war noch unwahrscheinlicher», sagt er. «Ich schaue, dass ich ganz gut klarkomme im Einzel. Die Strecke liegt mir ganz gut. Ich hoffe, dass es nicht so windig wird und freue mich einfach auf mein erstes Olympia-Rennen.»
Beim Biathlon-Schnuppertraining bei Olympiasieger Fritz Fischer in Ruhpolding im Jahr 2002 entdeckte Kühn seine Leidenschaft für die Skijagd. Nach seinem Weltcup-Debüt im Dezember 2012 wurde er von zwei Schulterbrüchen aus der Bahn geworfen. «Da war eine gewisse Unsicherheit da», sagt er.
Nach guten Leistungen im IBU-Cup bekam Kühn dann von Männer-Bundestrainer Mark Kirchner im Olympia-Winter eine neue Chance. Gleich beim Saison-Auftakt wurde er Neunter im Sprint. Beim Heimweltcup in Oberhof musste er dann im Staffelrennen aber neun Strafrunden drehen. Immerhin einmal hatte er bei Nebel und fast null Sicht getroffen. «Das war Zufall», sagte er.
Beim nächsten Heimweltcup in Ruhpolding gab es dann auch keinen Grund zur Freude. Im Einzel lag Kühn lange Zeit auf Platz 15, damit hätte er die Olympia-Norm erfüllt. Doch erst der allerletzte der 107 Läufer verdrängte ihn aus den Top 15 – und das war ausgerechnet sein Zimmergenosse Roman Rees. Der Schwarzwälder wurde am Ende Vierter.
In Pyeongchang ist Kühn vor Rees. Für den Sprint hatte er sich so vorbereitet, als ob es zum Einsatz kommen würde. «Ich hoffe, dass ich einigermaßen meine Leistung abrufen kann. Wenn das gut funktioniert, sollte einigermaßen ein Platz rauskommen», sagt er.
(dpa)