Leipzigs Gattuso: Milan-Fan Demme und eine Italien-Reise

Lepzig – Diego Demmes Vorname könnte in Neapel berühmter nicht sein. Das hat seinen Grund. Demme, der mit seinen Teamkollegen die Chartermaschine auf dem Flughafen Leipzig/Halle Richtung Italien besteigen wird, wurde nach Diego Maradona benannt.

«Mein Vater stammt aus Süditalien. Als ich auf die Welt kam, wurde Diego Armando Maradona überall verehrt – auch von meinem Vater», erklärte Demme einmal.

Und nun tritt Demme mit RB in Neapel an, bei der Società Sportiva Calcio. Jenem Verein, der sich als Spitzenreiter der Serie A anschickt, die italienische Meisterschaft zu gewinnen. Es wäre das dritte Mal insgesamt. 1987 und 1990 gelang es bisher. Es waren die Maradona-Jahre der süditalienischen Hafenstadt.

Da war Diego Demme noch nicht auf der Welt. Als es im November 1991 soweit war, stellte sich für den stolzen Papa die Frage nach dem Vornamen erst gar nicht.

Über Arminia Bielefeld und den damaligen Zweitligisten SC Paderborn landete Demme im Januar 2014 bei RB Leipzig, damals spielte der Verein noch in der dritten Liga. Gerade mal vier Jahre ist das her.

Demme passte schon damals auf Anhieb ins RB-System. «Diego ist für uns eigentlich kein Neuzugang, weil er spielerisch so integriert ist, als sei er schon ein halbes Jahr hier», sagte Alex Zorniger, der die Leipziger seinerzeit trainierte.

Demme stieg mit RB in die zweite Liga auf, er stieg mit dem Verein in die Bundesliga auf. Abgesehen von Dominik Kaiser (Juli 2012) und Yussuf Poulsen (Juli 2013) ist kein aktueller Spieler länger dabei als Demme. «Er erobert Bälle, verteilt sie, hat ein gutes Auge – er kann einfach alles. Das macht ihn für uns so wichtig», sagte RB Leipzigs aktueller Trainer Ralph Hasenhüttl einmal über den 1,70 Meter großen Mittelfeldspieler.

Und auch Bundestrainer Joachim Löw wurde auf Demme aufmerksam. Am 10. Juni vergangenen Jahres feierte Demme, der auch einen italienischen Pass besitzt, beim 7:0 in der WM-Qualifikation gegen San Marino seine Premiere in der Weltmeister-Auswahl. Für Statistiker: Demme wurde in der 76. Minute eingewechselt, war der 94. Debütant in der Ära Löw. Über den einen Einsatz kam Demme bisher allerdings nicht hinaus. Drei Tage später musste er für den Confed Cup absagen.

Internationale Erfahrung sammelte er dafür in der Champions League mit den Leipzigern. Als Dritter hinter Besiktas Istanbul und dem FC Porto rettete sich RB in die Europa League. Und dort kommt es nun zum Duell mit Napoli. Rechtzeitig vor der Partie an diesem Donnerstag (21.05 Uhr) kehrte Demme nach einer Erkältung zurück ins Training.

Für den bekennenden Pasta-Liebhaber («Das Essen zu Hause ist auf jeden Fall italienisch») wird es sicher keine gewöhnliche Dienstreise. Es hätte es aber auch noch zu einem weitaus größeren Gewissenskonflikt kommen können. Denn Demmes Vorbild ist Gennaro Gattuso und Fan ist Demme vom AC Mailand. Und der AC Mailand unter Trainer Gattuso spielt auch noch in der Europa League. Unter Umständen könnte Demme also eine weitere ganz besondere Reise in dieser Saison bevorstehen.


(dpa)

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