Finanzprobleme für Verbände durch politische Hängepartie

Pyeongchang – DOSB-Präsident Alfons Hörmann schlägt Alarm. Die politische Hängepartie bei der Bildung einer neuen Bundesregierung wird für die deutschen Sportverbände finanziell bedrohlich.

«Zahlreiche Verbände sitzen mehr und mehr auf heißen Kohlen. Die ersten Verbände kommen langsam in den Bereich ihrer Existenzfähigkeit», erklärte der Chef des Deutschen Olympischen Sportbundes am Rande der Olympischen Winterspiele in Pyeongchang. Die Überweisung der Fördermittel des Bundes für 2018 würden wohl erst im dritten Quartal fließen, «eventuell erst im vierten», so Hörmann.

Betroffen vom Finanzstau ist auch die Leistungssportreform. Um für die Winterspiele 2022 in Peking konkurrenzfähig zu bleiben, wird die versprochene deutliche Aufstockung der Spitzensportförderung durch den Bund dringend benötigt. Dies gilt auch für die Skispringer, die nach harten Zeiten zurück in der Weltspitze sind und in Andreas Wellinger bereits einen Olympiasieger in Pyeongchang stellten.

«Im Skispringen spielt die Technik eine immer größere Rolle und wir hätten Ideen, was man noch im wissenschaftlichen Bereich machen könnte», erklärte Horst Hüttel, Sportdirektor im Deutschen Skiverband für Skisprung und Nordische Kombination. «Wenn wir in Peking erfolgreich sein wollen, müssen wir da investieren.»

Immerhin ist ein deutlicher Mittelzuwachs, den der scheidende Bundesinnenminister Thomas de Maizière in Aussicht gestellt hatte, auch im Koalitionsvertrag von CDU/CSU und SPD enthalten.

«Es ist verabredet, dass die beiden Hauptakteure DOSB und Bundesministerium des Innern sich zunächst über die inhaltlichen Punkte der Reform abschließend einigen, um dann den erforderlichen Mehrbedarf darzulegen», erklärte Dagmar Freitag, die wiedergewählte Sportausschussvorsitzende des Bundestages. «Wenn der nachvollziehbar begründet ist, werden wir uns einer fairen Diskussion darüber sicher nicht verschließen.» Wie ein simples Abnicken des vom deutschen Sport erhofften Fördergeldplus‘ von rund 60 Millionen Euro klingt es nicht.

Ringen muss der DOSB um mehr Geld zukünftig wohl mit Horst Seehofer, der für das Bundesinnenministerium vorgesehen ist. «Minister de Maizière habe ich als wichtigen, zuverlässigen Wegbegleiter schätzen gelernt», sagte Hörmann. «Wir hätten die Reform gerne mit ihm umgesetzt, aber so ist das politische Geschäft.»

Gute Erfahrungen hat der Bayer Hörmann aber auch mit dem CSU-Politiker Seehofer gemacht. «Er hat sich in der Vergangenheit in Bayern sehr offen gezeigt, was den Wintersport angeht», sagte Hörmann. So habe Seehofer einst an der Olympia-Bewerbung für München 2018 immer aktiv mitgewirkt.

Die SPD-Politikerin Freitag bleibt dagegen skeptisch, ob Seehofer, der neben dem Innenressort auch das Heimatministerium übernehmen soll, «auch dem Sport intensiv gewogen sein» werde. De Maizière habe jedenfalls auch unter Berücksichtigung manch kontroverser Diskussion zu erkennen gegeben, dass das Thema Sport für ihn «nicht nur ein Nebenprodukt» seines Ressortzuschnitts war. «Daran wird sein Nachfolger zu messen sein», sagte Freitag.

Aktuell ist die Lage aber bereits besonders für kleinere Verbände prekär. Als Beispiel führte Hörmann den noch nicht lange existierenden deutschen Verband der Wellenreiter an, der vor einigen Tagen den DOSB informierte, dass sie «Alarmstufe hellrot» hätten und dringend Hilfe bräuchten. In Abstimmung mit Bund und DOSB sei der Verband unter anderen bei Trainereinstellungen finanziell in Vorlage getreten und hätte keine Rücklagen.


(dpa)

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