Sigulda – Die deutschen Rodler fliegen mit glänzenden Perspektiven zu den Olympischen Winterspielen und können darauf hoffen, in Pyeongchang ihren historischen Triumph von 2014 mit viermal Gold in vier Wettbewerben zu wiederholen.
Nachdem vor Wochenfrist in Lillehammer Olympiasiegerin Natalie Geisenberger zum sechsten Mal in Serie den Gesamtweltcup gewonnen hatte, sicherten sich beim Weltcup-Finale in Sigulda die Doppelsitzer Toni Eggert und Sascha Benecken zum dritten Mal die Kristallkugel – und wurden mit ihrem Sieg im Eiskanal zugleich Europameister.
Am Sonntag zog dann auch Olympiasieger Felix Loch nach und sicherte sich den sechsten Gesamttriumph seiner Karriere. Nachdem der 28-Jährige im Rennen am Vormittag Zweiter wurde und EM-Silber holte, fuhr er im Sprint am Nachmittag auf Rang drei. Zum Abschluss des Wochenendes wurde das deutsche Team im Wettbewerb der Team-Staffeln auf der schwierigen Bahn Zweiter.
«Die Ergebnisse heute sind natürlich ein super Fundament für die Olympischen Spiele», sagte das Thüringer Weltmeister-Duo Eggert und Benecken nach ihrem Sieg am Samstag in Sigulda vor den lettischen Lokalmatadoren Andris und Juris Sics. Es war der achte Weltcup-Sieg der Dominatoren in diesem Winter, dazu kommen zwei erste Plätze im Sprint. Nach ihrem Sturz im Sprint-Rennen in Lillehammer zeigte sich das Duo trotz zweier kleiner Fehler im zweiten Lauf wieder souverän.
Den dritten Platz belegten die Olympiasieger Tobias Wendl und Tobias Arlt aus Bayern. Sie wurden im Gesamtweltcup Zweite und sehen Südkorea ebenfalls selbstbewusst entgegen. «Unsere Form zeigt nach oben», sagte Arlt. «Wir kommen näher.»
Bei den Frauen gilt Geisenberger (Miesbach) als Gold-Favoritin, auch wenn sie in Sigulda ihren sechsten Saisonsieg verpasste und EM-Silber gewann. Der Titel ging an Tatjana Iwanowa, die nach derzeitigem Stand in Pyeongchang wegen der russischen Doping-Affäre aber nicht starten wird. «Ich weiß, dass ich in einer guten Form und auch relativ konstant bin, das gibt Selbstvertrauen», sagte Geisenberger.
«Vor einem Monat habe ich schon gesagt, Natalie ist in der Form ihres Lebens», sagte Bundestrainer Norbert Loch. Doch auch Weltmeisterin Tatjana Hüfner aus Blankenburg und Dajana Eitberger aus Ilmenau sind Medaillen-Kandidatinnen, auch wenn Eitberger in Sigulda Vierte wurde und Hüfner nach einem Sturz im ersten von zwei Läufen ausschied.
Loch musste sich im regulären Rennen nur Semjon Pawlitschenko geschlagen geben, der Russe ist damit auch Europameister. Zweitbester Deutscher war Johannes Ludwig auf Rang acht, in Andi Langenhan fuhr der dritte für Pyeongchang nominierte deutsche Rodler auf Rang 16.
Trotz aller guten Voraussetzungen: Dass Gold-Medaillen kein Selbstläufer sind, machte ihr Team-Kollege Loch schnell klar. Wer bei Olympia nur einen der dann vier Läufe verhaue, sei schnell raus aus den Medaillenrängen, sagte er der ARD. Geisenberger meinte, «Erfolg lässt sich nicht planen», auf einer schwierigen Bahn wie in Südkorea schon gar nicht. Nach den drei neuerlichen Triumphen im Gesamtweltcup ändert das an der Favoritenrolle der Deutschen allerdings nichts.
(dpa)