Schott Zehnte bei Eiskunstlauf-EM

Moskau – Der zehnte Platz von Nicole Schott stimmte die deutschen Eiskunstlauf-Funktionäre nach einer tristen Europameisterschaft milde – zu retten war die Bilanz drei Wochen vor Olympia allerdings nicht.

«Das ist ein versöhnlicher Abschluss. Aber wir müssen die EM als Etappenziel abhaken, wir haben nicht gezeigt, wozu wir in der Lage sind», sagte Udo Dönsdorf, Sportdirektor der Deutschen Eislauf-Union (DEU), der Deutschen Presse-Agentur in Moskau. «Wir schauen jetzt auf Olympia.»

In Südkorea werden die Medaillenkandidaten Aljona Savchenko und Bruno Massot wieder dabei sein. Ohne die WM-Zweiten ist die Lage erschreckend, besonders bei den Herren, wo der einzige Kandidat, Paul Fentz, immer wieder schwächelt. Aber auch der Verband muss sich Vorwürfe gefallen lassen, da lange weggeschaut zu haben.

Bei Schott hatte die DEU mit Platz fünf geliebäugelt, nach dem vermasselten Kurzprogramm zeigte die 21-Jährige aus Essen zur Filmmusik aus «Schindlers Liste» immerhin ihr ganzes Repertoire. Besonders mit ihrem künstlerischen Ausdruck, den ihr Michael Huth in Oberstdorf antrainiert hat, holte sie acht Plätze auf. «Wir wissen, Nicole ist in einer guten Verfassung», meinte Dönsdorf. Das Minimalziel von zwei deutschen Startplätzen für die EM 2019 in Minsk ist zumindest bei den Paaren und Frauen erreicht.

«Ich hätte den Kopf in den Sand stecken können, aber ich habe nicht aufgegeben», meinte Schott, «das ist wichtig für die nächsten Wettkämpfe». Den «Totalausfall» in der Kurzkür will sie nie wieder erleben: «Das habe ich hoffentlich für meine Karriere abgehakt.»

Huth möchte mit der zierlichen Läuferin auf längere Sicht in Europa an den Medaillenrängen schnuppern und bewies wieder einmal mit Carolina Kostner, wie das geht. Trotz ihrer 30 Jahre und einigen Wacklern bei den Sprüngen verzauberte die Italienerin in einem hautengen grünen Glitzeranzug mit ihrem einzigartigen Stil das Preisgericht. Die Bronzemedaille war fast ein kleines Abschiedsgeschenk an die charismatische Sportlerin.

Sportlich sind die 15 Jahre alte Russin Alina Sagitowa und ihre drei Jahre ältere Teamkollegin Jewgenija Medwedjewa weit voraus. Die junge Europameisterin wirkt unbeschwert und frisch, die Doppel- Weltmeisterin könnte nach überstandenem Ermüdungsbruch in Pyeongchang ihre Erfahrung ausspielen. Die junge Sagitowa wurde nach ihrem makellosen Don-Quixote-Vortrag mit Blumen und Teddybären überschüttet. «Es war viel Druck in meiner Heimatstadt, aber es gab auch große Unterstützung», sagte die schüchterne Moskauerin.

Beide kommen aus der Schmiede von Trainerin Eteri Tutberidse, die ein Talent nach dem anderen herausbringt. Die reifere und ernste Medwedjewa freut sich auf Olympia, auch wenn die Vorzeichen ungewohnt sind: «Wir sind glücklich, dass wir als olympische Athleten aus Russland starten dürfen. Da ist klar, wen wir repräsentieren.» Kommentare zum Dopingproblem der Sportnation lehnten beide ab.


(dpa)

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