Bö rechnet bei Olympia mit deutschen Biathleten

Antholz – Mit seinen Schnellfeuereinlagen und herausragenden Laufleistungen in der Loipe brachte Biathlet Johannes Thingnes Bö die Konkurrenz im Olympia-Winter schon mehrfach zur Verzweiflung.

Neunmal in Serie stand der 24-jährige Norweger zuletzt auf dem Podest und gewann bereits sechs Rennen. Gemeinsam mit dem Franzosen Martin Fourcade dominiert er im Weltcup. Im Interview der Deutschen Presse-Agentur spricht Bö vor dem Weltcup in Antholz über seine Ziele, Idol Ole Einar Björndalen und seine deutschen Kontrahenten.

Frage: Wer in diesem Winter ein Biathlon-Rennen gewinnen will, muss auf Fehler von Ihnen und Martin Fourcade hoffen. Warum sind Sie beide der Konkurrenz so weit voraus?

Antwort: Wir sind nicht sehr weit weg, aber wir sind sicher ein Stück voraus. Wir müssen sehr hart arbeiten, um diese Position vor Olympia zu halten. Dieser Konkurrenzkampf macht viel Spaß.

Frage: In Sotschi hat es 2014 noch nicht mit einer Olympia-Medaille für Sie geklappt. Wird das in Pyeongchang anders?

Antwort: Mein Verlangen nach einer Olympia-Medaille ist sehr groß, es ist das Hauptziel in dieser Saison. Das bedeutet alles für mich. Ich fühle mich gut und stabil, bin sehr schnell auf den Ski und sehr effizient am Schießstand. Es sieht so aus, als wäre ich schon bereit für Olympia. Viele Podestplätze bisher sind vielleicht ein Zeichen dafür, dass es auch bei Olympia klappt.

Frage: Vor der Saison hatten viele erwartet, dass auch Ole Einar Björndalen in Südkorea dabei ist. Doch er verfehlte die Olympia-Norm.

Bö: Er ist sehr traurig, denn es war sein größter Wunsch in den vergangenen vier Jahren, dort dabei zu sein. Er hat dafür trainiert und ist nicht richtig in Form gekommen, das ist furchtbar. Aber er hatte seine Chance. Es tut mir sehr leid für ihn, aber es ist nicht einfach, sich für Olympia zu qualifizieren, wenn du aus Norwegen kommst. In jedem anderen Team wäre er dabei gewesen.

Frage: Fühlen Sie mit ihm?

Antwort: Ole war das große Idol für alle in Norwegen, viele haben seinetwegen mit Biathlon angefangen. Als ich jung war, war er auch mein Idol und ich wollte so gut wie er sein. Deswegen sind wir jetzt so stark und haben ihn aus dem Olympia-Team verdrängt. Wir müssen ihm danke sagen. Obwohl er sich nicht qualifiziert hat, ist er die größte Legende. Er bleibt die Nummer eins.

Frage: Auch bei Ihren deutschen Kontrahenten läuft noch nicht alles rund. Was erwarten Sie in Pyeongchang von Simon Schempp und Co.?

Bö: Wir haben gesehen, dass die Deutschen vergangenes Jahr eine sehr starke WM gezeigt haben. Sie haben einen guten Plan, um im Februar in Topform zu sein, das haben sie 2017 gezeigt, und daran habe ich keinen Zweifel. Sie waren letztes Jahr eines der stärksten Teams, das wird dieses Jahr wieder so sein.

ZUR PERSON: Johannes Thingnes Bö (24) reist als einer der beiden Topfavoriten zu den Olympischen Winterspielen nach Pyeongchang. Der Norweger war bereits dreimal Weltmeister und konnte in diesem Winter vier Weltcuprennen in Serie gewinnen. Hinter Fourcade ist er aktuell Zweiter im Gesamtweltcup.


(dpa)

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