Leipzig (dpa) – Vom Weltmeister-Abo der deutschen Ironman-Stars können die Kurzstrecken-Triathleten nur träumen. Vom Ruhm der Patrick Langes, Jan Frodenos und Sebastian Kienles bekommen sie nur wenig ab.
Triathlon boomt zwar seit Jahren in Deutschland. Im Kampf um die Rückkehr in die Weltspitze auf der Olympischen Distanz ist aber weiterhin Geduld gefragt.
Ein Jahr nach seiner Amtsübernahme und dem Startschuss für den Neuanfang sieht sich DTU-Sportdirektor Jörg Bügner in seiner Prognose bestätigt: «Ich glaube, dass wir bis 2024 benötigen, Tendenz noch eher 2028, um in die Spitze zu kommen und dann bei Olympischen Spielen um die Medaillen mitkämpfen zu können.»
Ein langer Weg, eine lange Zeit. «Es ist ein Spitzensport, und wenn man ganz vorne hin will, dann geht das nicht von heute auf morgen», sagte Frodeno in diesem Jahr einmal der dpa. «Als Fan hoffe ich natürlich, dass es da bald wieder mehr Edelmetall gibt.»
Die aktuellen Kaderathleten sind eingebunden in den langfristigen Prozess. «Der Ansatz, mit dem die DTU den Neuaufbau unternimmt, ist sehr rational und realistisch», sagt Sophia Saller. Die 23 Jahre alte gebürtige Münchnerin ist Athletensprecherin der DTU, zusammen mit dem 25 Jahre alten Justus Nieschlag aus Lehrte nahe Hannover.
Olympia war für beide bislang nur unerfüllter Traum. 2016 in Rio war nicht mal ein einziger Deutscher in Männerfeld vertreten, Saller hatte Olympia am Zuckerhaut nach einer Verletzung verpasst. Laura Lindemann und Anne Haug waren bei den Frauen nicht über die Plätze 28 und 36 hinausgekommen.
Im selben Jahr stellte Frodeno in Roth einen Weltrekord über die 3,8 Kilometer Schwimmen, 180,2 Kilometer Radfahren und 42,195 Kilometer Laufen auf und krönte sich auf Hawaii zum zweiten Mal zum Ironman-Weltmeister. Er, der 2008 in Peking mit Olympia-Gold für den letzten ganz großen Erfolg auf der kürzeren Olympischen Distanz (1,5/40/10) gesorgt hatte. Im Jahr vorher hatte Daniel Unger in Hamburg den WM-Titel gewonnen.
«Es wurde sich zusehends nur auf die Spitze konzentriert», betont Bügner mit Blick auf die Zeit ab 2008. Nachhaltige Strukturen für den Nachwuchs wurden nicht geschaffen, die Erfolge auf höchstem Niveau wurden immer weniger. Das öffentliche Interesse verschob sich zusehends zur Langstrecke. «Die Frage ist, wie bekomme ich langfristig mehr junge Menschen auf die Olympische Distanz und vermittle ihnen, dass ein Ironman der nächste Schritt sein kann», sagt Bügner.
Es ist ein Dilemma, in dem die Kurzstreckler stecken. Der Verband, der mit einem Struktur-Programm den mühsamen Weg zurück in die Weltspitze schaffen will, kann sich nicht mal einen Chefbundestrainer leisten. «Wir sind nicht mal im Bereich der Basisförderung vernünftig ausgestattet», betont Bügner. Über acht Jahre habe sich bei der DTU keine wesentliche Aufstockung der Bundesmittel ergeben.
Dennoch müssen sie den Rückstand auf die führenden Nationen aufholen. «Die Welt dreht sich um uns herum weiter, die internationale Konkurrenz nimmt stetig zu, und wir müssen uns anpassen. Nur sind wir in Teilen nicht flexibel genug», sagt der DTU-Sportdirektor.
Dabei versuchen alle das maximal Mögliche. So wie Sophia Saller, die ihren Traum von Tokio 2020 verwirklichen will. Im nächsten Jahr will sie sich einem Stützpunkt anschließen. Die Bundeskaderathletin trainiert in Großbritannien nach Plänen ihre Coaches Roland Knoll letztlich in Eigenregie. Nebenbei arbeitet sie an nichts weniger als ihrer Promotion in Mathematik an der Elite-Uni von Oxford. «Das Unmögliche versuchen, um das Mögliche zu erreichen», lautet ihr Motto.
(dpa)