Mannheim – Es geht noch nicht um die Meisterschaft, doch die Handball-Hierarchie wollen die Rhein-Neckar Löwen schon mal wieder herstellen.
Denn in das Top-Spiel am Donnerstag (19.00 Uhr) gegen den unerwarteten Spitzenreiter Füchse Berlin geht der Meister in der für ihn fast schon ungewohnten Rolle des Herausforderers. «Genau für solche Spiele leben wir», sagt Löwen-Torhüter Andreas Palicka.
Die Berliner spielen bisher eine überraschend starke Saison. Seit Wochen präsentiert sich die Mannschaft von Trainer Velimir Petkovic als Spitzenteam. Erst am vergangenen Sonntag unterstrichen die Berliner ihre Ambitionen beim 32:29 gegen die vor der Saison verstärkte MT Melsungen. Es war auch das Aufeinandertreffen zweier Philosophien, die unterschiedlicher kaum sein könnten: Hauptstadtclub mit hochkarätiger Jugendarbeit gegen Kleinstadtclub mit hochkarätigem Millionen-Sponsor.
Die Füchse haben sich ihren Status über viele Jahre erarbeitet. Von der ersten deutschen Meisterschaft der Vereinsgeschichte redet zwar niemand. Wie gut es jedoch läuft, zeigt eine Aussage des ehrgeizigen Füchse-Geschäftsführers Bob Hanning, der momentan «extrem zufrieden» ist. «Und das bin ich extrem selten.» Wie stark die Füchse wirklich sind, wird sich aber erst an diesem Donnerstag zeigen.
«Ich bin mal gespannt, wie wir das lösen. Das ist eigentlich schon ein Fingerzeig für die Zukunft», sagt Hanning. Mit einem Erfolg in Mannheim würde der Spitzenreiter seinen Vorsprung vor dem Titelverteidiger auf drei Punkte ausbauen. Bis zum Jahresende stehen dann noch machbare Aufgaben beim HC Erlangen und am zweiten Weihnachtstag in heimischer Halle gegen den SC Magdeburg an. Anschließend würde Hanning dann die Zielsetzung korrigieren – wenn es gut läuft.
Der Geschäftsführer weiß, wie eng es in der Tabelle zugeht. Lediglich drei Minuspunkte trennen die Füchse von der viertplatzierten TSV Hannover-Burgdorf. Zudem sind die Voraussetzungen für die zweite Saisonhälfte nicht ideal, weil die Berliner ihren besten Spieler verlieren werden: Spielmacher Petar Nenadic verlässt den Club im Winter in Richtung Veszprem. Nach seiner Roten Karte aus dem Spiel gegen Melsungen wird Nenadic dem Tabellenführer auch in Mannheim fehlen. Trainer Petkovic kündigt dennoch «volle Attacke» an.
Ärger hat bei den Berlinern vor dem Gipfeltreffen aber die Schiedsrichter-Ansetzung ausgelöst. Mit den Unparteiischen Fabian Baumgart und Sascha Wild haben die Füchse nach Angaben von Hanning in dieser Saison schon unangenehme Erfahrungen gemacht. Er wolle der Handball-Liga keine Parteilichkeit unterstellen. «Aber da ist bei der Ansetzung überhaupt kein Fingerspitzengefühl bewiesen worden», meinte der 49-Jährige.
Die Löwen reagierten irritiert auf Hannings Kritik. «Ich hoffe nur, dass sich die Schiedsrichter von den Aussagen aus Berlin nicht beeinflussen lassen“, sagte der Sportliche Leiter Oliver Roggisch dem «Mannheimer Morgen».
Sein Team will gegen die Berliner seine Erfahrung dagegen setzen. Die Löwen wissen, wie Meisterschaften gewonnen werden. Und sie wissen, wie sich Spitzenspiele in der Bundesliga anfühlen. «Wenn wir wieder Meister werden wollen, dürfen wir hier, gegen die direkten Konkurrenten, keine vier Punkte abgeben», sagt Löwen-Kapitän Andy Schmid. Denn genau eine Woche nach dem Duell mit den Füchsen steht für den Titelverteidiger schon das nächste Topspiel an. Dann kommt die SG Flensburg-Handewitt in die SAP Arena.
(dpa)