Dortmund – Wieder gab es keinen Sieg, erneut gnadenlose Pfiffe – die Tage von Peter Bosz bei Borussia Dortmund scheinen gezählt.
Beim 1:2 (1:1) in der von Medien zuvor als Endspiel für den Fußball-Lehrer deklarierten Partie gegen Werder Bremen leistete sich das seit Wochen kriselnde Team erneut einen spielerischen Offenbarungseid. Selbst die Geduld der treuesten Fans auf der Südtribüne ist mittlerweile aufgebraucht. Mit wütenden Protesten verabschiedeten sie die Profis in die Kabine. Der sichtlich geschockte Kapitän Marcel Schmelzer verspürte wenig Lust auf diplomatische Erklärungen: «Dieser Auftritt war eine absolute Frechheit, der Wahnsinn.»
Nach nunmehr acht Bundesligaspielen ohne Sieg dürfte der im Sommer als Tuchel-Nachfolger verpflichtete Bosz kaum noch zu halten sein. Auf die Frage beim TV-Sender Sky, ob er noch an einen weiteren Vertrauensbeweis der Vereinsführung glaube, sagte der Niederländer: «Das sind Fragen, die sie anderen stellen müssen.» Minuten später fügte er selbstkritisch ab: «Die 1. Halbzeit war das schlechteste, seit dem ich hier in Dortmund bin. Und ich bin der Verantwortliche dafür.» Dem harten Urteil des Kapitäns schloss sich der Fußball-Lehrer an: «Ich bin mit Schmelle einverstanden. Aber ich fühle mich nicht von der Mannschaft im Stich gelassen.»
Der dichte Terminkalender erschwert der Vereinsführung die Entscheidung über die Zukunft von Bosz. Schon am Dienstag steht die Partie in Mainz an. Was nach dem 1:2 gegen Bremen in der Kabine im Beisein von Sportdirektor Michael Zorc und Geschäftsführer Hans- Joachim Watzke beredet wurde, blieb offen. «Ein paar Spieler haben vor sich hingeflucht, aber es wurde nicht viel geredet», verriet Schmelzer.
Die Vorsätze, für eine Trendwende sorgen zu wollen, entpuppten sich einmal mehr als Wunschdenken. Nach zwei passablen Auftritten gegen Leverkusen (1:1) und Real Madrid (2:3) war der BVB vom Niveau einer Spitzenmannschaft erneut Lichtjahre entfernt. «Wir wollten die Wende schaffen, und dann liefern wir solch eine Leistung ab», klagte Schmelzer, «ich stehe hier Woche für Woche und rede immer das Gleiche. Die Leute draußen denke sich doch auch, der labert immer das Gleiche. Reden bringt nichts mehr.»
Nach der blutleeren Leistung der Mannschaft gilt als wahrscheinlich, dass sich die Dortmunder Bosse noch am Abend beraten. Wie positiv sich ein Trainerwechsel auswirken kann, könnten sie am Beispiel Werder Bremen erkennen. Der erste Auswärtssieg der Norddeutschen in dieser Saison war eine weitere Bestätigung für die Ende Oktober getroffene Entscheidung, auf Trainer Florian Kohfeldt als Nachfolger von Alexander Nouri zu setzen. «Wir sind trotz einiger Ruckschläge zurückgekommen und haben über 90 Minuten sehr gut verteidigt», kommentierte Kohfeldt den Coup beim Favoriten.
Getrübt wurde seine Freude allerdings durch die Verletzung von Fin Bartels. Der Offensivspieler wurde mit Verdacht auf einen Riss der Achillessehne ausgewechselt. «Das wäre sehr bitter für uns. Wir hoffen, das sich dieser Verdacht nicht bestätigt», sagte der Bremer Coach.
(dpa)