Berlin – Erstmals nach 20 Jahren wird wieder ein Klinsmann in der Aufstellung eines deutschen Fußballclubs auftauchen. 53 Tage bevor sein berühmter Vater Jürgen am 31. Mai 1997 das letzte Bundesligaspiel für den FC Bayern bestritt, war Jonathan Klinsmann in Kalifornien geboren worden.
«Jetzt muss er mit dem Druck und seinem Namen klarkommen», erklärte Trainer Pal Dardai vor dem Debüt von Klinsmann junior für den Berliner Fußball-Erstligisten. Jonathan Klinsmann wird im letzten Gruppenspiel in der Europa League am Donnerstag (21.05 Uhr) gegen Östersunds FK in der Startelf stehen, kündigte Dardai am Mittwoch an.
Klinsmann ist die Nummer drei auf der Torwartposition bei Hertha BSC. Der sonst im Europacup vorgesehene Thomas Kraft fällt mit einer Grippe aus. Die Nummer eins, der Norweger Rune Jarstein, soll sich auf die Bundesliga konzentrieren. Dafür wird Jonathan Klinsmann sein erstes Pflichtspiel als Profi bestreiten. «Jonathan hat sich gut weiterentwickelt», berichtete der Berliner Chefcoach. Klinsmann zog sich gleich nach dem Saisonstart eine Knieverletzung zu, arbeitete sich aber mit viel Ehrgeiz zurück.
Herthas Torwart-Coach Zsolt Petry schlug den Einsatz von Klinsmann vor, Dardai stimmte zu. «Er hat jetzt eine bessere Ausstrahlung, von der Stabilität und Körperbeherrschung hat er einen besseren Eindruck im Training gemacht», bemerkte der Ungar zu seinem Torwart-Talent. Klinsmann junior hatte nach einem Probetraining im Sommer einen Vertrag bei Hertha bekommen. Zuvor hatte der US-amerikanische Torhüter noch für die California Golden Bears der Berkeley-Universität gespielt.
Das Weiterkommen in der Europa League hat Hertha mit nur vier Punkten als Letzter der Gruppe J bereits verspielt. Östersund (10 Punkte) steht schon in der nächsten Runde, will aber gegenüber Athletic Bilbao (8) Platz eins sichern. Für Dardai waren die internationalen Auftritte der Berliner vor allem «ein großer Lernprozess.»
Junge Spieler wie Arne Maier (18), Maximilian Mittelstädt (20) und Jordan Torunarigha (20) bekamen viele Einsatzzeiten. «Ich sehe die Entwicklung. Jetzt sind sie bereit für die Bundesliga», bemerkte Dardai. Sein Assistent Rainer Widmayer ergänzte: «Obwohl wir nicht weitergekommen sind, war das eine lehrreiche Zeit für viele Spieler – und das nehmen wir mit. Darauf können wir aufbauen.» Das Debüt von Klinsmann passt in diese Philosophie.
Zum Euro-Abschluss wird Dardai einen Großteil seiner Stammkräfte schonen. Sebastian Langkamp, Marvin Plattenhardt und Davie Selke sind ohnehin leicht angeschlagen. Die Bundesliga hat Priorität, doch abschenken will Hertha das Spiel nicht. «Wir vertreten Deutschland in der Europa League, wir vertreten Hertha BSC und wollen uns mit Anstand verabschieden. Wir wollen ein gutes Spiel machen – auch für unsere Fans», sagte Widmayer. Eine positive Nachricht gab es schon zuvor: U-21-Europameister Niklas Stark soll nach einmonatiger Pause wegen einer Wadenverletzung sein Comeback feiern.
(dpa)