Frustrierter Stöger stellt FC ein Ultimatum

Köln – Vertraut mir oder entlasst mich einfach: Mit dem Rücken zur Wand hat sich Peter Stöger den Frust der letzten Wochen von der Seele geredet und dem Verein in bemerkenswerter Offenheit ein Ultimatum gestellt.

In absehbarer Zeit will der Trainer des Fußball-Bundesligisten 1. FC Köln Klarheit über seine Zukunft haben. Zudem bemängelte er mit ungewohnt harschen Worten den Umgang miteinander beim Tabellenletzten.

«Wir haben uns schon von ein paar Werten, die wir in den letzten Jahren gelebt haben, wie zum Beispiel Vertrauen, Respekt und Verantwortung ein Stück weit losgelöst», sagte der Österreicher am Donnerstag. Der Austausch mit Geschäftsführer Alexander Wehrle sei «außergewöhnlich gut. Aber es ist leider im Moment schwierig, diese Werte beisammen zu halten. Und das geht leider Gottes in alle Bereiche. Da haben wir in der ganzen Besetzung ein bisschen Nachholbedarf.»

Das größte Problem derzeit sei die Unsicherheit, monierte Stöger, der von der Vereinsführung nur eine Jobgarantie für das nächste Spiel bei Schalke 04 (Samstag, 15.30 Uhr/Sky) bekommen hat. Wochenlang hatte der Verein trotz der beispiellosen Talfahrt mit nur zwei Punkten aus 13 Spielen am Österreicher festgehalten. Vor der vergangenen Woche bekam er eine offizielle Gnadenfrist für zwei Spiele, nun steht er endgültig vor einem Endspiel.

Auf weitere Ultimaten und eine mögliche Entlassung auf Raten hat der 51-Jährige aber keine Lust. «Ich könnte mit jeder Entscheidung leben. Aber es muss eine her», forderte er deshalb: «Das wäre auch für mich wichtig. Aber entscheidend sind die Spieler und der Staff. Dort herrscht richtige Unsicherheit. Diese Ungewissheit ist ein Szenario, das nicht optimal ist.» Er habe «das Gefühl, dass wir in einer Situation sind, in der Klarheit das oberste Gebot sein sollte», sagte Stöger: «Es wäre gut, klare Aussagen zu treffen, weil dies Sicherheit gibt. Diese Sicherheit ist derzeit nicht zu fühlen.»

Den vorübergehenden Trainings-Ausschluss von Fitness-Coach Benjamin Kugel, der auch für die Nationalmannschaft arbeitet, bestätigte Stöger ebenfalls mit deutlichen Worten. «Der Faktor Vertrauen war für mich nicht mehr so gegeben. Deshalb habe ich ihm gesagt, es würde uns beiden gut tun, wenn wir uns in den nächsten Tagen nicht über den Weg laufen», berichtete er: «Das war, und das kommt bei mir selten vor. Eine Aktion, die im zwischenmenschlichen Bereich angesiedelt ist.»

Dass er seine Spieler nach angeblichen Ausflügen ins Kölner Nachtleben künftig kontrollieren werde, bestätigte Stöger nicht. «Es gab ein Zwei-Minuten-Gespräch mit den Jungs. In dem habe ich ihnen klar gemacht, dass in diesen Zeiten alles penibel kontrolliert wird und jeder aufpassen muss», verriet er: «Ich bin jetzt aber nicht nachts unterwegs und schaue, ob bei meinen Spielern das Licht an ist oder jemand an der Theke steht. Dass jemand am Freitag unterwegs ist, wenn am Sonntag ein Spiel ansteht, halte ich weiter für ausgeschlossen.»


(dpa)

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