Frankfurt/Main – DFB-Präsident Reinhard Grindel hat Kritik am Videobeweis in der Fußball-Bundesliga und den Vorwurf der Einschüchterung des Referees durch den Videoassistenten zurückgewiesen.
«Nicht der Videoassistent hat die Schiedsrichter beeindruckt, sondern eine völlig maßlose öffentliche Debatte um ein Modellprojekt, dem man von Anfang an nicht die Zeit für eine gewisse Eingewöhnungs- und Umsetzungsphase gegeben hat», sagte er im Interview der Wochenzeitung «Die Zeit».
Die Erwartung des DFB an den Referee sei zudem klar. Der Schiedsrichter auf dem Rasen müsse entscheiden, nicht erst im Video-Assist-Center in Köln nachfragen, «sondern klar entscheiden».
Zugleich lehnt Grindel eine Ausdehnung des Videobeweises auf alle strittigen Situationen ab. «Das kann doch niemand wollen, dass wir einen permanenten Diskussionsprozess zwischen dem grünen Rasen und Köln haben», meinte er, «und am Ende stehen bei jedem Spieltag zehn Kamerateams vor dem Kölner Keller und die Videoassistenten müssen sich rechtfertigen, warum sie bei bestimmten Szenen nicht eingegriffen haben.» Grindel mahnte: «Freunde, lasst die Tassen im Schrank!»
Man müsse deshalb den anspruchsvollen Versuch unternehmen, deutlich zu machen, «dass eine Überdehnung des Instruments Videoassistenz nicht zu mehr deutscher Gründlichkeit, schon gar nicht zu mehr Gerechtigkeit, sondern zu völliger Verunsicherung, Verwirrung und Chaos» führen würde. «Ich räume ein, die Diskussion haben wir noch nicht gewonnen. Aber das kann ja nichts daran ändern, dass wir es tapfer weiter versuchen», sagte Grindel.
(dpa)