Nassau – Das Comeback des Jahres wird für Tiger Woods und die gesamte Golf-Welt zu einem Déjà-vu.
Die Rückkehr nach einer langen Leidenszeit, der luxuriöse Albany Golf Club auf den Bahamas und elektrisierte US-Golfmedien, die die erhoffte Renaissance des Superstars nach seiner vierten Rückenoperation zum Hype hochpushen. Ab diesem Donnerstag schlägt Woods bei der Hero World Challenge im Urlaubsparadies in der Karibik ab, und die Erwartungen an den fast 42 Jahre alten Kalifornier sind wieder immens hoch.
Vor genau zwölf Monaten spielte sich auf den Bahamas dieses Szenario schon einmal ab. Woods kehrte nach Rücken-OP und 15-monatiger Pause auf den Golfplatz zurück. Die Medien und Fans waren verzückt, dass der Heilsbringer endlich wieder zum Schläger griff. Alles schien ein glückliches Ende zu nehmen. Doch weit gefehlt. Das Comeback des 14-maligen Major-Champions endete im Fiasko.
Im Februar musste Woods bei der Dubai Desert Classic nach der Auftaktrunde aufgrund von starken Rückenschmerzen aufgeben. Es folgte im April der vierte Eingriff am lädierten Rücken. Einen Monat später war die ehemalige Nummer eins der Welt am Tiefpunkt angelangt: Verhaftung wegen Drogenmissbrauchs am Steuer. Woods begab sich daraufhin in stationäre Behandlung. Sogar ein Leben ohne Golf war für ihn vorstellbar.
Jetzt soll alles anders, besser werden. Woods gab sich auf der Pressekonferenz vor dem Turnier auf den Bahamas geläutert. «Ich bin auf der anderen Seite wieder herausgekommen und fühle mich fantastisch», sagte die derzeitige Nummer 1199 der Welt. «Ich liebe das Leben». Die Schmerzen seien endgültig weg. «Viele Freunde haben mir dabei geholfen. Ich habe damals gar nicht realisiert, wie schlecht es meinem Rücken ging», sagte Woods, der seinen bis dato letzten Sieg 2013 gefeiert hatte.
Sien Konkurrenten staunen schon wieder über die körperliche Fitness des Mannes, der 683 Wochen an der Spitze der Weltrangliste stand. «Die Leute werden schockiert sein, wie gut sein Spiel schon wieder ist», sagte der überragende Golfer des Jahres, Justin Thomas. Der PGA-Champion und FedExCup-Sieger wird bei dem Einladungsturnier im Albany Golf Club zusammen mit Woods auf die Runde gehen. Bei dem Event, das von Woods selbst veranstaltet wird und dessen Erlöse seiner Wohltätigkeitsstiftung zugute kommen, schlägt fast die gesamte Weltelite ab.
Mitten in der Vorbereitung bekam Woods in der vergangenen Woche noch eine ganz besondere Einladung. US-Präsident Donald Trump hatte mal wieder Lust auf Golf und verabredete sich spontan mit dem Sport-Milliardär, dem Weltranglisten-Ersten Dustin Johnson und Ex-Profi Brad Faxon für eine schnelle Runde im eigenen Golfclub in Jupiter, Florida. «Tiger sah toll aus», schrieb Faxon in einem «Golfweek»-Artikel. «Ich war beeindruckt, wie weit er den Ball geschlagen hat.» Auf einigen Spielbahnen sollen Woods‘ Abschläge sogar länger gewesen sein als die von Johnson.
All das stachelt den Hype um die Galionsfigur des Golfsports wieder an. Doch egal wie das Turnier in der Karibik für ihn persönlich auch ausgeht, Woods muss in der Zukunft beweisen, dass er körperlich wieder in der Lage ist, Woche für Woche die Strapazen auf der PGA-Tour wegzustecken. Ansonsten erlebt Woods in zwölf Monaten ein erneutes Déjà-vu auf den Bahamas.
(dpa)