Ex-Boss Schwenker: Harsche Abrechnung mit dem THW Kiel

Kiel – Uwe Schwenker sieht seinen ehemaligen Club THW Kiel in der Abwärtsschleife und geht mit ihm hart ins Gericht.

«Es hat in den letzten zwei, drei Jahren keine Entwicklung gegeben», sagte der ehemalige Manager der «Zebras» und aktuelle Präsident des Ligaverbands HBL am Sonntag bei «Kretzschmar – der Handball-Talk» im TV-Sender Sky über den Ist-Zustand beim deutschen Rekordmeister. Der Aufsichtsrat der «Zebras» sei zwar engagiert, verfüge «aber nicht über die entsprechende Sach- und Fachkompetenz», urteilte Schwenker.

Nach der titellosen Saison 2016/17 drohen die erfolgsverwöhnten Kieler auch in der aktuellen Serie leer auszugehen. Im DHB-Pokal ist der THW im Achtelfinale ausgeschieden, in der Liga dümpelt der 20-fache Titelträger auf Rang acht herum. Wenigstens in der Champions League sind die Norddeutschen dank des 33:23-Heimsiegs über den weißrussischen Meister HC Brest am Wochenende noch einigermaßen im Rennen. Am Mittwoch folgt in der Königsklasse das Nordderby bei der SG Flensburg-Handewitt. Der Erzrivale ist in dieser Spielzeit deutlich stabiler und konstanter als der THW.

Die Mitschuld an der aktuellen Kieler Misere sieht Schwenker, der von 1992 bis 2009 den THW geführt hatte, bei Thorsten Storm. Der Geschäftsführer des Bundesligisten sei nie «richtig in Kiel angekommen» und habe die Rolle, die ihm zugedacht war, nie ausfüllen können. Pikant: Als Schwenker über eine Manipulationsaffäre um das angeblich verschobene Champions-League-Finale 2007 gegen die SG Flensburg-Handewitt stolperte, die 2012 mit einem Freispruch vor dem Kieler Landgericht endete, war Storm als Geschäftsführer für den Liga-Rivalen Rhein-Neckar Löwen tätig, der den Fall mit ins Rollen gebracht hatte.

«Beide haben seit der Sache damals eine Negativeinstellung zueinander», sagte der stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende Helmut Wünderlich der Deutschen Presse-Agentur. «Dieses Verhältnis ist nicht mehr zu kitten. Das muss man natürlich wissen, wenn einer über den anderen redet.» Aufsichtsratschef Reinhard Ziegenbein sieht in der Verpflichtung des früheren THW-Profis Viktor Szilagyi als Sportlichen Leiter zum 1. Januar einen Aufschwung. «Wir zeigen, dass wir den sportlichen Bereich weiter forcieren wollen. Und die damit verbundene Entlastung für Thorsten Storm ist für seine Arbeit als Geschäftsführer ebenfalls von Vorteil», sagte Ziegenbein den «Kieler Nachrichten» (Montag). Der Jurist sprach von einer Gewaltenteilung zwischen Storm und Szilagyi.

Dagegen sieht Schwenker derzeit niemanden, der die Probleme der «Zebras» auf der «operativen Seite in den nächsten Jahren löst». In der Vergangenheit habe man in Kiel auf einen kleineren, aber elitären Kader gesetzt. Nun seien es etwa 20 Spieler, aber nur noch drei Weltklasseleute darunter. «Die können nicht in jedem Spiel auf höchstem Niveau agieren», betonte Schwenker. Trainer Alfred Gislason sei von den Verantwortlichen allein gelassen worden. Die Verpflichtung Szilagyis sei nur eine «kosmetische Entscheidung».

Wenn er durch Kiel gehe, werde er «an jeder Ecke darauf angesprochen, was mit dem THW los ist», berichte Schwenker. Ein erneutes Engagement beim THW schloss er nicht aus. Allerdings sagte der 58-Jährige: «Einige der jetzt handelnden Personen müssen über ihren persönlichen Schatten springen und die Interessen des THW Kiel über ihre eigenen stellen. Und dann müssten sie einmal mit meiner Frau reden. Wenn das alles gelungen ist, dann kann man mal mit mir reden. Vorher mache ich mir darüber keine Gedanken.»


(dpa)

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