Frankfurt/Main – Der Deutsche Fußball-Bund hat die umstrittenen Freundschaftsspiele der chinesischen U20-Nationalmannschaft in der Regionalliga Südwest auf das nächste Jahr verschoben.
«Zum Bedauern aller beteiligten Parteien hat das Projekt nicht die erwartete breite Zustimmung erhalten», teilte der DFB mit. Tatsächlich sei das Projekt von einigen wenigen Zuschauern genutzt worden, «um Botschaften zu setzen, die von der chinesischen Mannschaft, den Offiziellen, dem Betreuerstab des Chinesischen Fußball-Verbandes und auch den chinesischen Zuschauern als verletzend empfunden wurden».
Die U20 aus China sollte am Samstag im zweiten Testspiel beim Südwest-Regionalligisten FSV Frankfurt antreten. Am vergangenen Samstag in Mainz war es zu politischen Protesten der Tibet-Initiative gekommen. Chinas Nachwuchs-Kicker hatten vorübergehend das Spielfeld verlassen und erst wieder betreten, nachdem die Zuschauer ihre Tibet-Fahnen eingerollt hatten.
«Wir bedauern aufrichtig, die Serie verschieben zu müssen, insbesondere wenn man bedenkt, was diese Spiele für die sportliche Entwicklung der chinesischen U20 und auch die mögliche Entwicklung der Regionalliga Südwest bedeutet hätten», sagte DFB Vizepräsident Ronny Zimmermann. «Dennoch erachten wir die Verschiebung für zwingend, denn so schaffen wir ausreichend Zeit, um die neu entstandene Situation in aller Ruhe und Offenheit zu besprechen und um im Sinne des Sports eine vernünftige Lösung zu finden.»
Die Tibet-Initiative hat die vorläufige Absage der umstrittenen Freundschaftsspiele der chinesischen U20-Nationalmannschaft in Deutschland kritisiert. «Dass die Spiele nun ausgesetzt und auf 2018 verschoben werden, ist nichts weiter als ein fauler Kompromiss», sagte Nadine Baumann, die Geschäftsführerin der Tibet-Initiative, der Deutschen Presse-Agentur.
«Wir fordern eine klare Haltung und eine Stellungnahme der Bundesregierung. Es steht weit mehr auf dem Spiel als sportliche Kooperation. Deutschland muss klar machen, dass hierzulande Menschenrechte unverhandelbar sind. Wir werden auch 2018 das Recht auf Meinungsfreiheit verteidigen und mit der tibetischen Flagge in die Stadien gehen.»
(dpa)