Als Muhammad Ali «Karl den Großen» Mildenberger adelte

Kaiserslautern – Wer Karl Mildenberger sagt, denkt an Muhammad Ali. Denn das Duell gegen den Größten der Szene war in Mildenbergers Karriere als Profiboxer wohl dessen aufregendster Kampf. Mehr als 51 Jahre liegt das legendäre WM-Duell im Frankfurter Waldstadion zurück.

Mildenberger verlor gegen den Weltmeister durch technischen K.o. in der zwölften Runde. Am heutigen Mittwoch wird der Pfälzer 80 Jahre alt. «Karl Mildenberger hat einen Platz in den Herzen der Boxer sicher. Es ist schön, wenn seine Leistungen in Erinnerung bleiben», sagt Thomas Pütz, Präsident des Bundes Deutscher Berufsboxer (BDB).

«Früher hatte ich regelmäßig Kontakt mit ihm. Es geht ihm wohl nicht so gut. Ich wünsche ihm alles Gute», sagt Jean-Marcel Nartz, langjähriger Matchmaker der deutschen Boxställe Sauerland und Universum und einer der größten Insider des Faustkampfes. «Ich habe Mildenbergers Kampf gegen Ali gesehen und auch seinen Auftritt gegen Henry Cooper in London. Er war einer der größten deutschen Boxer der 60er Jahre», würdigte Nartz den Jubilar.

Dass der Lauterer dem übermächtigen Ali am 10. September 1966 bis in die zwölfte Runde der damals noch über 15 Runden ausgetragenen Titelkämpfe Paroli bieten konnte, hatte die Fachwelt überrascht. Experten sagten einen K.o.-Sieg des Champions in den ersten drei Runden voraus. Was Ali aber nicht mochte: Mildenberger war Rechtsausleger. Mit den Anders-rum-Boxern hatte der Größte gelegentlich Probleme.

Mildenberger setzte mehrere Treffer, gewann zwei Runden, konnte dem Druck letztlich aber nicht standhalten. Anschließend adelte Ali den Deutschen und meinte, er sei «der zweitschnellste Schwergewichtler der Welt und der am besten aussehende weiße Boxer». Wer der Schnellste und Schönste war, stand natürlich außer Frage. Es sei sein «schwerster Kampf seit dem Titelgewinn gegen Sonny Liston» gewesen, meinte Ali. Berühmte Zeitgefährten saßen am Ring: Ex-Weltmeister Joe Louis und Max Schmeling sowie die Schauspieler Jean-Paul Belmondo und Ursula Andress.

War Mildenberger Jahre zuvor wegen einer Erstrunden-K.o.-Niederlage gegen den Briten Dick Richardson als «Karl der Flache» verspottet worden, so stieg er nach dem grandiosen Kampf gegen Ali in den Blättern zu «Karl der Große» auf. «Ich bin stolz darauf, mit Muhammad Ali im Ring gestanden zu haben. Das war die Krönung meines Lebens», sagte Mildenberger später.

Der Pfälzer war aber nicht nur Ali-Gegner. Er hatte sich 1964 den Europameistertitel im Schwergewicht erkämpft. 1967 setzte er sich sogar an die Spitze der Weltrangliste. 62 Profi-Kämpfe bestritt er, von denen er 53 gewann und sechs verlor. Drei Kämpfe endeten unentschieden. 1968 trat er mit 31 Jahren zurück. Sein Weggefährte Jürgen Blin aus Hamburg, später ebenfalls Europameister, meinte über Mildenberger: «Der Mann war eine Granate.»


(dpa)

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